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    Sparplan-Vergleich: MSCI World versus DAX

    Ein Mitglied unserer Facebook-Gruppe Aktien, Börse und Finanzen hat seit fünf Jahren zwei Sparpläne laufen. Der eine Sparplan geht auf den MSCI World, der andere auf den DAX. Die Sparraten beider Sparpläne sind gleich. Völlig verwundert war der Anleger nun, also der Wert des DAX-Sparplans plötzlich über dem des MSCI World anstieg. Ich möchte das zum Anlass nehmen, Euch zu erklären, warum es dazu kam. Zudem zeigen sich hier einige zentrale Aspekte, die für einen Sparplan wichtig sind.

    „Heute ist etwas seltsames passiert. Ich bespare seit fünf Jahren zu absolut gleichen Teilen einen ETF auf den MSCI World, und einen auf den DAX. Ich dachte schon oft daran, den DAX-ETF zu schließen, da er nicht die Performance liefert wie erwartet. Und heute nun übersteigt der Gesamtwert des DAX-ETF das erste Mal den MSCI World-ETF in diesen fünf Jahren. Das hätte ich niemals erwartet, dass das mal passiert.“ [Anmerkung: Formatierung und Rechtschreibung angepasst.] So wie der Autor des Facebook-Gruppenbeitrags waren auch viele Leser des Beitrags erstaunt. Waren die letzten Jahre nicht die Zeit der US-Werte und dort vor allem der Magnificent 7? Hat die deutsche Wirtschaft nicht massive Probleme?

    Der DAX (blau) läuft dem MDAX (schwarz, gelb unterlegt) und dem SDAX (grün) vor allem seit Ende 2021 massiv davon. Quelle: comdirect

    Den letzten Punkt möchte ich nur kurz ansprechen: Der DAX (im Chart blau) wird von einigen Firmen dominiert, die vor allem interenational Geschäft machen (SAP, Dt. Telekom mit ihrer Tochter T-Mobile US, Siemens). Ganz andes MDAX und SDAX, die Firmen mit sehr Deutschland-abhängigem Geschäft haben. Beide haben vor allem die letzten drei Jahre unterdruchschnittlich performt.

    DAX-Sparplan vor MSCI World-Sparplan

    Wie sieht nun der Sparplan-Vergleich zwischen DAX und MSCI World aus? Dazu habe ich zwei ETF-Sparpläne simuliert, die, beginnend im März 2020, jeweils am ersten Handelstag eines Monats zu dem von der Fondsgesellschaft ermittelten Wert gekauft haben. Die hypothetische Sparrate betrug 100 Euro pro Monat. Es wurden also in 60 Monaten 6.000 Euro eingezahlt. Aus diesen 6.000 Euro wurden im MSCI World ETF (iShares Core MSCI World UCITS ETF, IE00B4L5Y983) bis 3. März 2025 rund 8.768 Euro. Ein Plus von 46 Prozent. Mit einem DAX-ETF (iShares Core DAX UCITS ETF, DE0005933931) wuchsen die Sparraten hingegen auf 9.201 Euro an (ein Plus von 53,4 Prozent). Bei beiden ETFs wurde die thesaurierende Variante in Euro gewählt, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

    Der DAX-Sparplan liegt nach fünf Jahren knapp vor dem Sparplan auf dem MSCI World. Der Chart zeigt den Wert der ETF-Position, wenn monatlich 100 Euro angespart worden sind. Quelle Daten: comdirect, eigene Berechnungen und eigener Chart.

    Der Grund für die Outperformance des DAX-Sparplans

    Woher diese Outperformance des DAX-Sparplans kommt, wird schnell ersichtlich, wenn man sich die Kursverläufe der beiden ETFs über die vergangenen fünf Jahre anschaut.

    Der ETF auf den MSCI World (schwarze Linie, gelb unterlegt) hat in den vergangenen fünf Jahren besser als der DAX-ETF (blau) performt. Aber genau diese zwischenzeitliche Schwäche des DAX war der Grund für die bessere Performance des Sparplans, da mehr Anteile fürs gleiche Geld gekauft worden sind. Quelle: comdirect.

    Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 sowie während des Jahres 2022 lief der DAX schlechter als der MSCI World. In dieser Phase wurden also, relativ zum heutigen Stand, mehr Anteile gekauft als beim MSCI World ETF. Das zeigt wieder einmal sehr schön, warum fallende Kurse gut für langfristige Investoren sind, wie ich im Mai 2022 in einem Artikel erläutert habe.

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich halte es weiterhin für sinnvoller, global und breit gestreut zu investieren, statt auf einen gerade mal 40 Aktien umfassenden Länder-Index wie den DAX zu setzen. Aber anhand der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre lässt sich sehr schön zeigen, worauf es im allgemeinen bei Sparplänen ankommt.

    Sparpläne – dickes Fell wird belohnt

    Dennoch fällt es vielen Anlegern schwer, zu kaufen, Sparpläne zu starten oder durchzuhalten, wenn alle Welt für ein Land, eine Region oder den gesamten Markt schwarz sieht. Umso wichtiger sind Beispiele und Erfahrungen wie oben geschildert, damit wir Anleger uns genau diesen Zusammenhang verdeutlichen, unser Selbstbewusstsein als Anleger stärken und beim nächsten Zyklus die Coolness besitzen.

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    Wie unser Beitragsersteller oben, hegen aktuell viele Anleger Zweifel, ob ihr einmal gewählter Anteil an Emerging Markets oder Small Caps noch sinnvoll ist. Sie spielen mit dem Gedanken, diesen Anteil heute zu reduzieren oder diese Sektoren komplett aus dem Portfolio zu verbannen. Einziger Grund für ihre Überlegungen: der MSCI World, der S&P 500 oder der Nasdaq 100 Index haben in den vergangenen fünf oder zehn Jahren besser performt. Was die meisten dabei übersehen, ist, dass es bei einer sehr langfristigen Betrachtung der Märkte immer wieder die Rückkehr zum Mittelwert gibt. Regression zur Mitte wird dieses Phänomen genannt. Und genau diese Regression zur Mitte führt dazu, dass ein regelmäßiges Rebalancing sich langfristig positiv auf die Renditen auswirkt. Man sollte also den Teil der Strategie stärken, der aktuell im Kurs schwächelt, und nicht umgekehrt. Genau das bestätigt das Beispiel oben.

    Wenn Ihr Euch also für einen MSCI ACWI IMI, einen FTSE All World oder eine 70/30-Strategie entschieden habt, dann zieht diesen Plan durch. Macht nicht den Fehler, einen Bestandteil einer Strategie nur wegen einer temporären Underperformance zu verkaufen oder zu reduzieren.

    Sparplan – die Grundregeln

    Es gibt fünf eiserne Grundregeln für ein erfolgreiches Investieren in ETFs mit Hilfe von Sparplänen.

    1. Investiere möglichst breit diversifziert.

    ETFs oder eine Kombination aus ETFs, die eine möglichst breite Anzahl an Branchen, Regionen und Aktien abdecken, sind eine gute Wahl. Es kommt nicht auf die Anzahl der ETFs im Portfolio an, das habe ich in diesem Artikel erläutert. ETFs sind hervorragend geeignet, um breit gestreut anzulegen. Verzichtet auf Branchen-ETFs. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Anleger mit Branchen-ETFs sehr oft zu Hype-Zeiten und zu viel zu hohen Bewertungen einsteigen. Am Ende erzielen Anlger mit Branchen-ETFs in Summe deutlich niedrigere Renditen als mit breit gestreuten Welt-ETFs.

    2. Lege regelmäßig, am besten automatisiert , mittels Sparplan an.

    Der Versuch, Market Timing zu betreiben und zwischenzeitlich auszusteigen und später wieder günstiger einzusteigen, bringt für die meisten Anleger nichts. Oftmals gelingt der rechtzeitige Ausstieg noch, aber viele Anleger verpassen dann den Wiedereinstieg.

    3. Ziehe Deinen Sparplan durch.

    Die Zeit ist Dein Freund. Mit den Jahren wachsen die Erträge, da auch die Erträge der Vorjahre neue Erträge generieren (Zinseszinseffekt). Denkt dabei immer an Charlie Munger, Partner des legendären Warren Buffett: „The first rule of compounding: Never interrupt it unnecessarily“, was auf Deutsch etwa heißt: „Die erste Regel beim Zinseszins: Unterbrechen Sie ihn nie unnötig.“.

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    4. Halte Rückschläge aus.

    Wenn Du auf 20 oder 30 Jahre anlegst, wird es früher oder später und auch nicht nur einmal, sondern mehrmals, zu großen Rückschlägen kommen. Keiner weiß mit Bestimmtheit, wann solche Einbrüche kommen, und keiner weiß, wie lange sie dauern. Aber sie werden kommen. Die Stimmung wird düster sein. Die warnenden Stimmen sind dann in der Mehrzahl. Selbst bei breiten Welt-ETFs sind die Kurse schon zeitweise um 50 Prozent vom Hoch weg eingebrochen. Doch wie oben gezeigt, ist es genau dann wichtig, durchzuhalten. Wer durchhält, wird am Ende reichlich belohnt. Wenn Dir die Schwankungen zu hoch sind, mische Deinem Portfolio risikoarme ETFs bei. Mehr dazu im verlinkten Beitrag.

    Das Beispiel oben zeigt: Für den Erfolg eines Sparplans kommt es darauf an, wo die Kurse am Ende stehen. Also dann, wenn Ihr das Geld mal braucht. Je länger das entfernt ist, desto besser sind breit disversifizierte Aktien-ETFs geeignet. Schwächephasen zwischendurch sind gut für das Gesamtergebnis!

    5. Starte jetzt!

    Wichtig ist es, loszulegen. Ich erlebe immer wieder zwei wesentliche Hinderungsgründe. Das eine ist die Angst, dass es eine Festlegung auf Jahrzehnte ist. Das kommt sicher daher, dass viele Anleger von Produkten wie Lebensversicherungen oder Bausparverträgen, die lange Laufzeiten haben, geprägt sind. Bei Sparplänen ist das anders. Hier habt Ihr weiterhin die volle Flexibilität. Also klein starten, lernen und wenn Ihr zu dem Schluss kommt, dass eine abgeänderte Variante besser ist, dann passt den Sparplan an.

    Der zweite Hinderungsgrund ist Perfektion. Ich erlebe vor allem immer wieder bei Anlegern, die einen technischen, naturwissenschaftlichen oder allgemeinwissenschaftlichen Hintergrund haben, dass sie zunächst alles perfekt verstehen (was gut ist) und vor allem ausrechnen wollen. Aber: An den Finanzmärkten agieren Menschen. Emotionen wie Gier und Angst bestimmen die Entwicklung der Kurse. Die Umlaufbahn von Planeten lässt sich millimetergenau berechnen – die Entwicklung von Kursen nicht. Märkte und Kurse können sehr lange irrational bleiben! Deshalb starten und nicht verzweifelt erst das perfekte ETF-Portfolio suchen – das lässt sich nämlich immer erst im Nachhinein feststellen.

    Fokussiert auf das, was Ihr selbst in der Hand habt.

    Die fünf Grundregeln stehen am Ende für 95 Prozent des Anlageerfolgs. Die exakte Auswahl der Strategie, ob jetzt MSCI ACWI IMI, FTSE All World, 70/30 oder eine andere Zusammensetzung mit dem Ziel einer breiten Marktabdeckung, macht am Ende nur einen winzigen Anteil am Erfolg aus. Und das Entscheidende ist: Die 95 Prozent habt Ihr selbst in der Hand. Bei den verbleibenden fünf Prozent kann Euch heute niemand mit Gewissheit sagen, was am Ende die höchste Performance bringt. Daher: Fokussiert auf das, was Ihr selbst in der Hand habt!

    Sparpläne auf Aktien

    Für Anleger, die nicht nur in ETFs, sondern auch in Einzelaktien investieren, bieten immer mehr Broker Sparpläne auf einzelne Aktien an. Auch hier gilt: Zwischenzeitliche Schwächephasen sind hervorragend, um günstig Stücke einzusammeln. Wie bei ETF-Sparplänen kommt es auch auf das Ende an. Daher bieten sich Aktiensparpläne vor allem für Werte mit langfristig sehr guten Perspektiven an, auch wenn die aktuelle Bewertung etwas hoch erscheint. Fällt der Kurs, sammelt man günstig Stücke ein, steigt er direkt weiter und hält die hohe Bewertung länger an, ist man zumindest etwas investiert.

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    Aufmacherbild mit Image Generator von ChatGPT erstellt.

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