Aktionäre von BioNTech erhielten über den Broker das Angebot, ihre Anteile zu tauschen. Für je ein American Depositary Receipt (ADR) gibt es eine BioNTech-Aktie. In diesem Beitrag erfahrt Ihr, welche Konsequenzen ein Tausch hat.
Umtauschangebote sind an der Börse nichts Ungewöhnliches. Meist werden sie unterbreitet, wenn zwei Gesellschaften sich zusammenschließen wollen oder die eine die andere übernimmt. Das ist bei BioNTech nicht der Fall, und dennoch schreibt mindestens ein Broker an seine Kunden: „… den Aktionären der BioNTech SE wird folgendes freiwilliges Umtauschangebot unterbreitet:
Umtauschverhältnis: 1:1
WKN nach Tausch: A0V9BC“
American Depositary Share (ADS) / American Depositary Receipt (ADR)
Bei der WKN A0V9BC handelt es sich um die Aktie von BioNTech SE. Die Biotechnologiefirma ging im Herbst 2019 an die Börse. Anders als die meisten deutschen Firmen brachte sie keine Aktien direkt an die deutsche Börse. BioNTech ging in den USA, genauer gesagt an der Nasdaq, an die Börse. Die Nasdaq bietet ein besseres Umfeld für Biotechnologiekonzerne. An der Nasdaq werden jedoch keine Original-Aktien gehandelt, sondern American Depositary Shares (ADS). Oftmals wird auch der Begriff American Depositary Receipt (ADR) verwendet. ADS sind auf US-Dollar ausgestellte Eigentumsanteile an nicht US-Firmen, das ADR ist die Urkunde hierfür, die dies verbrieft. Beide Begriffe kann man synonym verwenden. Mehr zur Thematik ADR, ADS und GDR erläutere ich in einem eigenen Artikel.
ADRs sind vor allem für amerikanische Anleger aufgelegt. Sie dürfen die Original-Aktie oft nicht kaufen. Es gibt von vielen deutschen Firmen ADRs. Für deutsche Anleger ist es daher in der Regel sinnvoller, die normale Aktie zu erwerben. Anders ist es bei BioNTech. Die Firma ist nur mit ADR in den USA an die Börse gegangen. Die Original-BioNTech-Aktie wird überhaupt nicht notiert, weder in Deutschland noch in den USA. In Deutschland mit der WKN (A2PSR2) beziehungsweise ISIN (US09075V1026) notierte Wertpapier von BioNTech ist das ADR.
BioNTech ADR nicht tauschen!
Was passiert nun, wenn Ihr das ADR in die Original-Aktie – wie in der Offerte angeboten, tauscht? Ihr seid dann weiter BioNTech-Anteilseigner, bekommt auch weiter Dividenden, aber Ihr könnt (vorerst) Eure Wertpapiere nicht mehr verkaufen. Es gibt wohl Möglichkeiten, die Aktien wieder in ADRs zu verwandeln, aber das dürfte mit Kosten und Stress verbunden sein. Ich selbst habe es bisher noch nicht ausprobiert. Von daher: ignoriert das Angebot einfach und behaltet Eure ADRs.
Antwort von BioNTech
Ich habe BioNTech angeschrieben, was es mit der Offerte auf sich hat. Unter Aktionären wurde gemunkelt, dass das eine Vorbereitung eines Listings der Original-Aktien sein könnte. Hier die Antwort von BioNTech:
„Sehr geehrter Herr Schmitt,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Bitte beachten Sie, dass BioNTech nicht in dem angebotenen Umtausch der ADSs involviert ist und daher hier nicht unterstützen kann.
ADS werden an der NASDAQ-Börse gehandelt, Stammaktien jedoch nicht.
Wenn Sie an einem Umtausch von ADSs in Stammaktien interessiert sind, finden Sie weitere Informationen dazu in unseren SEC-Dokumenten, wie z. B. Exhibit 2.4 zu unserem Jahresbericht auf Formular 20-F (Description of Securities).
Mit freundlichen Grüßen,
Das Presseteam“
Klare Ansage also: behaltet Eure ADRs und ignoriert die Schreiben. Broker sind verpflichtet, solche Angebote – warum auch immer der ADR-Aussteller BNY Mellon dieses Angebot unterbreitet hat – an die ADR-Inhaber weiterzureichen. Einige Broker selektieren bereits vor und leiten nur noch in ihren Augen seriöse und sinnvolle Angebote weiter. Das betrifft auch die zuletzt stark gestiegene Zahl unseriöser Barabfindungsangebote, die ich ebenfalls in einem eigenen Artikel schon einmal behandelt habe.
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