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    Alles, was Du über Dividenden wissen musst!

    Die ersten DAX-Konzerne haben in den vergangenen Wochen Dividenden gezahlt, andere verkünden in diesen Tagen, wie hoch die Dividende für das vergangene Jahr ausfallen wird. Ich erkläre Euch die wichtigsten Aspekte zu Dividenden und gehe auf häufig gestellte Fragen ein.

    Die Dividende ist eines der Börsenphänomene, das viele Anleger fasziniert, gleichzeitig aber wie kaum etwas anderes im Finanzbereich – gerade in der ersten Zeit der Beschäftigung mit Finanzen – für Missverständnisse sorgt. Zunächst daher einmal ein paar Grundlagen und anschließend Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen und Missverständnisse.

    Wann bekomme ich die Dividende?

    Diese Frage ist nicht so pauschal zu beantworten, da wir hier zwischen deutschen Aktien, US-Aktien sowie anderen internationalen Aktien unterscheiden müssen. Bei deutschen Aktien entscheidet die Hauptversammlung, auf Basis des Vorschlags von Vorstand und Aufsichtsrat, über die Höhe der Dividende. Damit Ihr Anspruch auf die Dividende habt, müsst Ihr am Abend des HV-Tages Aktionär sein. Am kommenden Börsentag eröffnet der Kurs ex-Dividende. Wenn es sonst keine Gründe für eine Kursbewegung gibt, dann fällt der Aktienkurs oftmals um den Betrag der Dividende. Das nennt man Dividendenabschlag. Und hier zeigt sich auch eines der häufigsten Missverständnisse von Einsteigern an der Börse: Sie glauben, durch den Kauf kurz vor dem Dividendentermin die Ausschüttung einstreichen zu können und die Aktie danach ohne Kursabschlag weiterverkaufen zu können. Das funktioniert so nicht, wobei es in freundlichen Börsenzeiten durchaus mal vorkommt, dass der Dividendenabschlag nach einigen Tagen wieder aufgeholt ist. Aber das ist eher Zufall als feste Systematik. Ausgezahlt wird die Dividende bei deutschen Aktien dann drei Börsentage nach der Hauptversammlung. Konkretes Beispiel BASF: Die Hauptversammlung ist für den 29. April 2022 geplant, das ist ein Freitag. Alle Anleger, die am Freitag BASF-Aktionär sind, haben Anspruch auf die Dividenden. Am Montag, dem 2. Mai, erfolgt der Dividendenabschlag und am Mittwoch, dem 4. Mai, solltet Ihr das Geld auf dem Konto haben.

    Die meisten deutschen Gesellschaften zahlen einmal im Jahr, am Tag nach der Hauptversammlung, die Dividende. Eine Ausnahme ist Linde, die nach der Fusion mit Praxair ihren Sitz in Irland hat und seither vier Mal im Jahr zahlt. Quartalsdividenden sind bei US-Gesellschaften die Regel, einige Firmen zahlen sogar jeden Monat Dividende. Das hat für Unternehmen und Anleger Vorteile: Dem Unternehmen fließen regelmäßig kleinere Beträge ab statt ein großer Betrag und Anleger erhalten einen stetigen Dividendenstrom.

    Warum ist meine Dividende noch nicht auf dem Konto gutgeschrieben?

    In den USA gibt es auch andere Stichtage, die für den Erhalt der Dividende maßgeblich sind. Schauen wir uns das mal am Beispiel Danaher an. Am 7. Dezember 2021 hat der Life-Science-Konzern mitgeteilt, dass das Board of Directors eine Quartalsdividende von 0,21 US-Dollar je Aktie beschlossen hat. Wer nun schon in den Tagen darauf auf Cash auf seinem Konto wartet, der wird enttäuscht. Bis das Geld auf dem Konto des Anlegers ist, dauert es etwas länger. Bei US-Unternehmen gibt es zwei Tage: Den in den Meldungen erwähnten Record Day, das ist im Beispiel von Danaher der 30. Dezember 2021 sowie den Ex-Tag, das ist der 29. Dezember 2021. Um die Dividende zu erhalten, muss man am Ex-Tag Aktionär sein. Da die Lieferzeit für die Aktie berücksichtigt werden muss, ist der Tag, an dem die Aktien ex-Dividende gehandelt werden, bereits vorher. Damit wurde die Aktie bereits am 29. Dezember 2021 zu Handelsbeginn ex-Dividende gehandelt. Dies führt ab und an zu Verwirrungen, da die US-Firmen in ihren Pressemitteilungen immer nur den Record Date angeben.

    Bis die Dividende schlussendlich auf dem Konto des Anlegers ist, vergeht noch eine Weile. Denn in der Mitteilung hat Danaher den Zahltag für die Dividende auf den 28. Januar 2022 festgelegt. Erst an diesem Tag wird die Dividende ausbezahlt. Da viele Banken die Dividende erst auf den Konten der Aktionäre verbuchen, wenn das Geld auch bei ihnen eingegangen ist, vergehen noch mal ein paar Tage, bis das Geld schlussendlich auf dem Konto des Aktionärs landet. Bei Danaher wurde mir das Geld bei Consors * am 31. Januar 2022 mit Valuta 28. Januar 2022 gutgeschrieben, bei der comdirect * kam das Geld ebenfalls am 31. Januar 2022 an, Wertstellung kurioserweise aber erst 1. Februar 2022.

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    International gibt es die unterschiedlichsten Varianten, wann und wie oft Dividenden gezahlt werden. Japanische Firmen zahlen zum Beispiel per Ende September eine Interimsdividende und am Ende des Geschäftsjahres, das in Japan am 31. März ist, gibt es dann eine zweite Zahlung. Gutgeschrieben wird das Geld dann oft im Dezember und Juni. Schweizer Firmen handhaben es dagegen ähnlich wie deutsche Gesellschaften und zahlen ein Mal im Jahr nach der Hauptversammlung.

    Welche Steuern fallen auf Dividenden an?

    Das ist ganz unterschiedlich. Grundsätzlich unterliegen Dividenden der 25%igen Kapitalertragssteuer. Dazu kommt auf die Kapitalertragssteuer noch der Soli in Höhe von 5,5 Prozent und gegebenenfalls die Kirchensteuer. Hat der Anleger noch Sparerfreibetrag, so wird die Dividende zunächst darauf angerechnet und ohne Steuerabzug ausgezahlt. Es gibt aber auch Dividenden, die steuerfrei ausgezahlt werden. Mehr dazu in einem eigenen Beitrag.

    Bei Dividenden von internationalen Aktie fallen je nach Land unterschiedliche Quellensteuern an, die dann teilweise angerechnet oder zurückgeholt werden können. Nachfolgend ein kurzes Beispiel für die USA (Annahme: deutscher Privatanleger, ausgeschöpfter oder nicht eingereichter Sparerfreibetrag, kein Mitglied in einer Religionsgemeinschaft):
    Dividende für 100 Danaher-Aktien: 21 US-Dollar (100 x 0,21 US-Dollar) entspricht 18,81 Euro
    Abzüglich 15 % US-Quellensteuer: 3,15 US-Dollar = 2,82 Euro
    Ausmachender Betrag in US-Dollar und Euro: 17,85 US-Dollar entspricht 15,99 Euro (Wechselkurs 1,1164 US-Dollar je Euro)
    25 % Kapitalertragssteuer auf 18,81 Euro = – 4,70 Euro
    Anrechnung der gezahlten US-Quellensteuer = +2,82 Euro
    5,5 % Soli auf den Saldo von 1,88 Euro = – 0,10 Euro
    Ausgezahlte Dividende: 14,01 Euro

    Sind Dividenden nicht Augenwischerei: linke Tasche, rechte Tasche?

    Es gibt hier durchaus kontrovers diskutierte Sichtweisen. Zum einen ist klar: Das, was wir als Dividende erhalten, mindert in gleichem Maße unseren Unternehmenswert, der durch die Aktien repräsentiert wird. Schlimmer noch: Wir müssen noch Steuern drauf zahlen. Von daher argumentieren viele Investoren, dass Dividendenzahlungen Quatsch sind. Das gilt sicher dann, wenn die Gesellschaft das Geld für lukrative Investments verwenden kann oder die Aktien sehr günstig bewertet sind und ihre eigenen Aktien zurückkaufen kann. Aber es gibt noch eine andere Sichtweise auf Dividenden. Für viele Anleger ist ein stetig steigender Dividendenstrom ein ganz wichtiges Element, um die Kursschwankungen, die am Aktienmarkt nun mal vorherrschen, leichter zu ertragen. Viele Gesellschaften haben sowohl in der Finanzkrise als auch im Corona-Crash die Dividende zumindest stabil gehalten. Der Geldfluss, der aus Dividenden kam, hat beruhigt. Ein nicht zu unterschätzender Faktor.

    Sind Dividenden der neue Zins?

    Ganz klare Antwort: nein! Ich möchte das an einem ganz einfachen Beispiel anhand der Gewinn- und Verlustrechnung von Siemens erklären: Der Zinsaufwand von 644 Millionen Euro fällt an, egal wie gut oder schlecht das Geschäft läuft. Die Zinsen sind an die Gläubiger und Anleihe-Inhaber zu zahlen und fest vereinbart. Die Dividende hingegen kann nur aus dem in diesem oder in den Vorjahren erzielten Gewinn gezahlt werden. Nur, wenn genug Bilanzgewinn da ist, kann auch was an die Aktionäre ausgezahlt werden.

    Was ist die Ausschüttungsquote?

    In diesem Zusammenhang ist die Ausschüttungsquote auch ein sehr wichtiger Begriff. Sie gibt an, welcher Teil des Gewinns nach Steuern an die Aktionäre ausgezahlt worden ist. Siemens hat je Aktie 7,59 Euro verdient und eine Dividende von 4,00 Euro je Aktie gezahlt. Hieraus errechnet sich eine Ausschüttungsquote von 52,7 Prozent. Eine Ausschüttungsquote um die 50 Prozent, also irgendwo zwischen einem und zwei Dritteln des Gewinns, ist gesund und nachhaltig. Zum einen liegt dann keine Alibi-Dividende vor und zum anderen bleibt der Gesellschaft dann auch noch Cash, um in künftiges Wachstum zu investieren. Das ist notwendig, damit künftig höhere Dividenden gezahlt werden können.

    Wie berechne ich die Dividendenrendite?

    Grundsätzlich sollte man zwei Arten der Dividendenrendite unterscheiden. Das eine ist die aktuelle Dividendenrendite. Hierzu dividiert man die Dividende durch den aktuellen Aktienkurs. Bei Siemens wäre das beispielsweise 4,00 Euro durch einen Aktienkurs von 136,34 Euro. Das ergibt dann eine aktuelle Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2021 von 2,93 Prozent.

    Neben der aktuellen Dividendenrendite gibt es noch eine individuelle Dividendenrendite. Diese bezieht sich auf den Kaufzeitpunkt. Ein Anleger, der beispielsweise die Siemens-Aktie im Corona-Crash zu 80 Euro gekauft hat, kommt auf eine individuelle Dividendenrendite von aktuell fünf Prozent. Gerade, wenn man Aktien von Gesellschaften besitzt, deren Dividenden über die Jahre stark ansteigen und man die Aktien lange hält, können hier, bezogen auf das einmal eingesetzte Kapital, sehr attraktive Renditen rauskommen.

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    Sind Dividenden ein Qualitätsmerkmal und ein Kaufgrund?

    In gewisser Weise sind regelmäßig gezahlte und gesteigerte Dividenden schon ein Hinweis auf eine sehr solide Firma. Aber die Dividende und die Dividendenrendite alleine sollte niemals isoliert als alleiniges Merkmal für die Auswahl von Aktien genommen werden. Zu oft halten schwächelnde und schrumpfende Gesellschaften noch sehr lange die Dividende hoch, um Anleger noch bei der Stange zu halten. Christian W. Röhl von Dividendenadel hat hier mit dem „Magischen Viereck“ vier interessante Kriterien gefunden, wie man unter Beachtung einiger Kriterien langfristig interessante Investments finden kann. Kontinuität, Payout-Ratio, Wachstum und Rendite müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Das Buch „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Christian W. Röhl ist im Übrigen eine Pflichtlektüre für jeden Anleger.

    Quelle: https://www.dividendenadel.de/dividendenadel/

    Bekomme ich die Dividende auch für Bruchstücke?

    Ja, wenn Ihr Aktien in einem Sparplan habt, kommt es häufiger vor, dass man Bruchstücke im Depot hat. Auch für diese Bruchstücke werden anteilig Dividenden ausgezahlt.

    Warum wurden meine Dividendenzahlungen storniert und neu abgerechnet?

    Das kann verschiedene Gründe haben. Zum einen erfolgen Stornos, wenn dem Broker oder der Bank Fehler bei der Abrechnung unterlaufen sind. Es gibt aber noch einen zweiten Fall, bei dem Stornos und Neuabrechnungen fest eingeplant sind: Bei US-REITs. Diese Immobilienaktien zahlen oftmals jeden Monat Dividende und sind daher bei Anlegern sehr beliebt. Aber die Dividende besteht immer aus zwei Teilen: Einen steuerbaren (ordinary) und einem steuerfreien Anteil (return of capital). Wie hoch die Aufteilung zwischen beiden Anteilen ist, steht erst zu Beginn des Folgejahres fest, daher kommt es dann zur Stornierung und sofortigen Neuabrechnung der Auszahlungen.

    Was tun, wenn die Dividende nicht ankommt oder die Abrechnung falsch ist?

    Ist die Dividende zwei bis drei Wochen nach dem Zahltag noch immer nicht auf dem Konto, heißt es nachprüfen. Und bevor Ihr hier beim Broker anfragt, gilt es zu checken, ob Ihr überhaupt dividendenberechtigt wart (siehe Stichtage ganz zu eingangs des Artikels). Falls das der Fall war, ist die Service-Hotline des Brokers die erste Anlaufstelle.

    Und auch wenn viele darüber lachen: Ich kann jedem nur empfehlen, gerade, wenn die Summen etwas größer werden, die Dividendenabrechnungen regelmäßig zu überprüfen. In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich so zwei dicke Abrechnungsfehler entdeckt und korrigieren können: Die comdirect hatte mir plötzlich auf US-Dividenden 30 Prozent statt der 15 Prozent Quellensteuer berechnet, offensichtlich, weil, wie auch immer, ein anderes Steuermerkmal bei mir hinterlegt wurde. Die Korrektur ist hier sehr schnell nach meiner Beschwerde erfolgt. Flatex hat mir bei einer Schweizer Gesellschaft zunächst die 35 Prozent Schweizer Quellensteuer und dann auf den verbleibenden Betrag nochmal die 25 Prozent Kapitalertragssteuer berechnet. Mehr als zwei Monate hat es gedauert, bis Flatex den Fehler eingesehen und korrigiert hat.

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    Bild von Joseph V M auf Pixabay

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