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    Wie funktioniert die Thesaurierung bei ETFs und Fonds?

    Bei thesaurierenden ETFs und Fonds erhalten Anleger keine fortlaufenden Erträge, obwohl die in den ETFs und Fonds enthaltenen Wertpapiere regelmäßig Dividenden ausschütten. Anleger fragen sich nun oft, wann und wie bei diesen ETFs und Fonds die Thesaurierung erfolgt.

    Thesaurierende ETFs haben einige steuerliche Vorteile und sind bei Anlegern, die für sehr lange Zeiträume anlegen möchten, beliebt. Ausschüttungen erhalten sie keine und die auf Fondsebene angefallenen Erträge werden direkt wieder angelegt. Der Zinseszins kann also seine volle Wirkung entfalten.

    Bei Anlegern sorgt das immer wieder für Verwirrung. Sie fragen sich: Warum beziehungsweise wann werden es bei thesaurierenden ETFs mehr Anteile? Die Antwort ist einfach: gar nicht. Bei thesaurierenden ETFs oder Fonds bleibt die Anzahl der Anteile, die Du als Anleger hältst, gleich. Was sich aber im Vergleich zu einem ausschüttenden ETF oder Fonds ändert, ist der Wert eines jeden einzelnen Anteils. Und das sieht man am besten, wenn man den Kursverlauf ein und desselben ETFs in beiden Ausstattungsvarianten vergleicht.

    Der Chart zeigt den Vanguard FTSE All World ETF in den vergangenen beiden Jahren. Die graue Linie stellt die thesaurierende Variante dar (ISIN IE00BK5BQT80) un die blaue Linie die ausschüttende Variante (IE00B3RBWM25). Quelle: comdirect.de

    Schaut man sich nun einmal den beliebten ETF von Vanguard auf den FTSE All World in beiden Varianten an, so sieht man, dass sich in den vergangenen gut zwei Jahren die thesaurierende Variante im Kurs besser entwickelt hat. Bei der ausschüttenden Variante erhält der Anleger einmal im Quartal die bis dorthin angefallenen Dividenden ausgezahlt, sie mindern im Zeitpunkt der Ausschüttung jeweils den Kurs der ausschüttenden Variante. Beim Thesaurierer werden die Erträge direkt im ETF wieder angelegt und erhöhen so den Wert eines jeden einzelnen Anteils.

    Ein Beispiel: Ein thesaurierender Fonds hat ein Volumen von einer Milliarde Euro und hat 10 Millionen Anteile zu je 100 Euro ausstehen. Im Fonds selbst sind zehn Prozent des Geldes in der (fiktiven) Schütt-Aus AG investiert, deren Kurs 50 Euro beträgt und die 2 Euro Dividende zahlt. Der Fonds hält also zwei Millionen Aktien der Schütt-Aus AG. Am Ex-Tag der Dividendenzahlung fließen dem Fonds also vier Millionen Euro an Dividenden vor Steuern zu. Nehmen wir einen Steuersatz des Fonds von 15 Prozent an, so fließen dem Fonds netto 3,4 Millionen Euro zu. Nach dem Dividendenabschlag notiert die Aktie der Schütt-Aus AG bei 48 €. Der Fonds kauft rund 70.833 Aktien dazu und erhöht damit den Bestand auf 2.070.833 Schütt-Aus-Aktien. Was gleich bleibt, ist die Anzahl der im Umlauf befindlichen Fondsanteile. Bleiben alle Kurse gleich, beträgt der Fonds-Kurs nun 99,94 Euro (wegen der Steuer, die auf der Fondsebene fällig wurde).

    Würde der Fonds im Beispiel ausschütten, hätte er weiter zwei Millionen Aktien der Schütt-Aus AG und 3,4 Millionen Euro Cash. Nehmen wir an, bis zum nächsten Ausschüttungstag tut sich im Fonds nichts und die 3,4 Millionen Euro würden komplett ausgeschüttet, so erhielten Anleger je Fondsanteil 0,34 Euro (abzüglich ggf. anfallender Abgeltungssteuer) und der Kurs des Fonds würde auf 99,60 Euro fallen. In Summe haben sie dann auch 99,94 Euro, wie beim Thesaurierer.

    Die Anzahl der ETF- oder Fondsanteile im Bestand des Anlegers bleibt beim thesaurierenden Fonds also gleich, was sich ändert, ist der Wert jedes einzelnen Anteils. Mehr Basiswissen zu ETFs, wie Vorabpauschale, Basiszinssatz und Teilfreistellung, erfährst Du in diesem Artikel.

    Aufmacherbild von OpenClipart-Vectors via Pixabay.

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