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    WirkaufenDeinAuto.de geht an die Börse – alles zu Neuemissionen

    Während viele Anleger den Fokus auf die Hype-Geschehnisse rund um Gamestop legen, findet in Deutschland ein durchaus spannender Börsengang statt. Ich erkläre Euch das Geschäftsmodell der Firma, zeige, wie so eine Neuemission abläuft, zeige, wie Ihr einfach abschätzen könnt, ob sich eine Zeichnung lohnt, und wie Ihr Eure Chancen auf eine Zuteilung erhöhen könnt!

    Dass der Börsengang der Auto1 Group SE von vielen unbeachtet bleibt, dürfte auch mit dem Firmennamen zu tun haben, viel bekannter ist nämlich die Marke, unter der die Gesellschaft Gebrauchtwagen beschafft: wirkaufendeinauto.de. Doch die Gesellschaft ist eben mehr als nur die durch Werbung bekannte Einkaufsplattform. Zu der Firma gehört auch Autohero, worüber die Autos an Privatpersonen weiterverkauft werden. Auf Auto1.com gibt es Angebote für Händler, und zudem hilft die Gesellschaft Händlern, ihren Bestand zu verwerten.

    Die Marken, unter denen die Gesellschaft agiert: Gekauft werden die Autos über wirkaufendeinauto.de, der Absatz erfolgt über Autohero (Privatpersonen) oder Auto1.com (Händler). Quelle: https://www.auto1-group.com/de/

    Ich selbst hab im letzten Jahr erstmals das Angebot getestet. Anfang März habe ich meinen VW Touran verkaufen wollen und habe ein Angebot eingeholt. Ich hab recht zügig einen Termin bei einem Vertragspartner online vereinbart, das Auto dort checken lassen. Das Vorgehen war sehr gut standardisiert. Der Mitarbeiter hat von allen wesentlichen Sachen Fotos mit dem iPad gemacht, Papiere und Daten erfasst, kurze Probefahrt gemacht, und dann hieß es warten. Nach ca. 30 – 40 Minuten wurde mir ein fixes Angebot unterbreitet, das für eine Woche gültig war (und bis 500 km). Alternativ wurde die Privat-Vermittlung gegen ein Erfolgshonorar angeboten. Am Ende habe ich das Angebot nicht angenommen, da ich privat noch etwas mehr erzielt habe. Allerdings war ich vom Ablauf begeistert.

    Das Angebot, das mir unterbreitet wurde, kam aus dem angeschlossenen Händlernetzwerk, alternativ hätte man es auch bei der Plattform Autohero einstellen können. Das zeigt, wie gut die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt wird. Zentraler Punkt sind meiner Meinung nach aber die Daten: 2019 wurden 615.000 Gebrauchtwagen von der Auto1 Group gehandelt. Damit ist die Firma Marktführer in der Europäischen Union. Kein anderes Unternehmen hat einen dermaßen guten Datenschatz über Angebot, Nachfrage und Preise auf dem Markt für Gebrauchtwagen! Das ist ein wahres Asset!

    Wie kommt man nun an Informationen zur Gesellschaft und zu den Zahlen? Die beste Informationsquelle ist bei einem Börsengang der Emissionsprospekt. Diesen, sowie eine Zusammenfassung davon gibt es auf der Homepage des Unternehmens im Bereich Investor Relations. Nachfolgend einige Fragen, die sich mit Hilfe des Studiums des Prospekts klären lassen:

    Welchen Umsatz und Gewinn macht die Gesellschaft?

    Im Prospekt sind die in den vergangenen Jahren erzielten Umsätze und Gewinne enthalten. Im Jahr 2019 hat die Gesellschaft 3,476 Milliarden Euro umgesetzt, das waren 21,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In den ersten neun Monaten 2020 ging der Umsatz allerdings aufgrund der Pandemie etwas zurück. Für das Gesamtjahr 2020 wird der Umsatz auf 2,8 Milliarden Euro geschätzt. Allerdings sollte das nur eine kurzfristige Delle sein. Beim EBITDA, dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, war Auto1 in den ersten neun Monaten fast in den schwarzen Zahlen. Allerdings könnte der Verlust nun erst mal wieder etwas ansteigen, da man das aus dem Börsengang erlöste Geld ins Wachstum stecken will.

    Wie viele Aktien gibt es und wie viele werden angeboten?

    Das ist bei einem Börsengang immer eine sehr spannende Frage. Denn es ist durchaus so, dass Großaktionäre im Rahmen eines solchen IPOs (Initial Public Offerings) Aktien platzieren und der Gesellschaft gar kein Geld zufließt, sondern sich nur der Aktionärskreis ändert. Bei Auto1 ist es eine Mischung aus beidem: 31,25 Millionen Aktien werden neu ausgegeben. Damit fließt der Gesellschaft rund eine Milliarde Euro an Kapital zu. Hier handelt es sich – ähnlich wie bei TUI – auch um eine Kapitalerhöhung. Mit einem Unterschied: Die Altaktionäre zeichnen nicht mit, es gibt keine Bezugsrechte. Die Aktien werden komplett frei angeboten. Daneben werden 15,625 Millionen Aktien aus dem Besitz einiger Altaktionäre angeboten. Und es gibt einen Greenshoe, das ist eine Mehrzuteilungsoption aus dem Bestand der Altaktionäre von bis zu 7,03 Millionen Stücken. Insgesamt gibt es nach dem Börsengang 173,1 Millionen Aktien.

    Zu welchem Preis werden die Aktien angeboten und ist das attraktiv?

    Die Aktien kommen im Rahmen einer Bookbuilding-Spanne von 32 bis 38 Euro auf den Markt. Das bedeutet, dass Ihr noch bis zum Ende der Zeichnungsfrist am 2. Februar 2021 (bei Consors 11.30 Uhr Deadline) Gebote innerhalb dieser Spanne abgeben könnt. Anschließend schauen die Emissionsbanken, welcher Preis sich erzielen lässt, und legen zusammen mit dem Emittenten den Emissionspreis fest. Die Frage, ob eine Emission attraktiv ist, kann man auf mehreren Wegen beantworten. Zum einen schauen wir uns mal vergleichbare Firmen an, hier fällt mir Carvana in den USA ein. Carvana wird mit etwa dem 3,1-fachen des 2020-er Umsatzes bewertet. Das macht bei Auto1 dann 2,8 x 3,1 = 8,7 Milliarden Euro. Dividiert man nun das durch die Aktienanzahl, kommt man auf einen Kurs von etwa 50 Euro. Es gibt noch einen zweiten, schnelleren Weg: Bei Neuemissionen gibt es den Handel per Erscheinen. Makler stellen bereits vor der Erstnotiz sogenannte Graumarktkurse. Aktuell werden bei Tradegate Geldkurse von 48 und ein Briefkurs von 51 Euro gestellt. Zu 48 nimmt Tradegate also Aktien ab, zu 51 Euro kann man welche kaufen. Damit ist die Bewertung hier ähnlich wie eine Bewertung auf Basis des Umsatzmultiples von Carvana. Die Kurse im Handel per Erscheinen sind immer ein guter Indikator dafür, ob man eine Emission zeichnen soll oder nicht.

    Bei welchen Banken bekomme ich die Aktie?

    Nachdem wir gesehen haben, dass es interessant ist, die Aktie zu zeichnen – kostet ja maximal 38, während sie schon mit 48 bis 51 gehandelt wird, bleibt nur die Frage, wie man an so eine Neuemission rankommt. Im Gegensatz zum normalen Kauf über die Börse, gibt es Neuemissionen nicht bei jeder Bank. Neuemissionen werden immer von einem Bankenkonsortium betreut, und meist hat man auch nur bei diesen Instituten die Möglichkeit, die Neuemissionen zu zeichnen. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 2. Februar (11.30 Uhr, zumindest bei Consors*). Allerdings solltet Ihr Euch bewusst sein, dass diese auch verkürzt werden kann, wenn viel Nachfrage nach der Aktie besteht. Das Konsortium besteht aus BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs und Deutsche Bank als führende Banken, dazu kommen noch Barclays, HSBC, Numis Securities Limited, RBC Capital Markets, Crédit Agricole, Commerzbank, Mizuho Securities und Wells Fargo Securities. Damit dürftet Ihr vor allem bei Consors (BNP)* und der Deutschen Bank gute Chancen auf eine Zuteilung haben, ebenfalls möglich sind Zeichnungen bei der Commerzbank, der comdirect* sowie beim Smartbroker*.

    Bekommt man sicher eine Zuteilung?

    An wen und nach welchem Verfahren die Aktien zugeteilt werden, entscheiden alleine die Emissionsbanken in Absprache mit dem Emittenten. Es kann durchaus sein, dass Ihr leer ausgeht, es kann aber auch sein, dass es einen Sockelbetrag gibt, den jeder bekommt, und für die darüber hinaus gehende Menge gibt es dann eine quotale Zuteilung. Das alles wird nach der Emission bekanntgegeben. Der erste Handel der neuen Aktien an der Börse ist für den 4. Februar geplant. Wie gezeigt, sollte eine Zeichnung der Neuemission lohnen und man darf hoffen, Stücke zugeteilt zu bekommen. Aber es gibt auch Risiken, weshalb ich empfehle, den Prospekt gut zu lesen – vor allem, wenn man länger investiert bleiben will. Bisher hat es die Firma noch nicht wirklich geschafft, nachhaltig Gewinne zu erzielen. Und im Prospekt heißt es: „Wir sind auf eine starke Nachfrage nach Gebrauchtwagen in Europa angewiesen.“ und weiter: „Wir könnten durch eine generelle Verringerung des individuellen Autobesitzes oder plötzliche Rückgänge der Nachfrage nach bestimmten Arten von Gebrauchtwagen beeinträchtigt werden“. Aber bei allen Risiken: Die Chancen auf einen schnellen Zeichnungsgewinn stehen gut. Um diesen zu erhöhen, lohnt es sich, bei mehreren Banken Depots zu unterhalten, so kann man häufiger flexibel bei Neuemissionen mit von der Partie sein. Wenn Ihr noch Depots braucht, würde ich mich freuen, wenn Ihr diese über die unten stehenden Buttons eröffnet. Ich bekomme dann eine kleine Provision und Ihr unterstützt so meine Arbeit, ohne, dass es Euch etwas kostet. Ich sag schon mal Danke!

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    6 Comments

    1. Sehr schön geschrieben, lieber Matthias. Habe gleich auch mal bei der Comdirect geschaut wie das ganze aussieht/abläuft und dokumentiert. 🙂
      Bisher habe ich noch keinen Börsengang mit der Zeichnung vor offizieller Listung mitgemacht.
      Zu wirkaufendeinauto.de habe ich ähnliche Erfahrungen gesammelt; war auch sehr überrascht (positiv) von diesem professionellen Ablauf.

      Liebe Grüße

      • Hallo Lisa,
        Danke für Dein Feedback. Na, dann kannst Du ja wieder etwas auf Deiner Investoren-Bucket-List abhacken. 🙂
        Das Geschäftsmodell von Auto1 ist gut durchdacht und gut digitalisiert.
        Na, dann lass uns mal hoffen, dass wir was abbekommen.
        Schöne Grüße
        Matthias

    2. Ein toller Beitrag, gerade im IPO-Bereich gibt es ja relativ wenig anschauliche Artikel. Bei der Bewertung bin ich ähnlich vorgegangen wie Du, die Kundenerfahrung hat mir allerdings bislang noch gefehlt:)
      Da ich am auch (schon am Dienstag) gezeichnet habe, bin ich ähnlich gespannt auf die Zuteilung. Versuchst Du Dich bei mehreren Emissionsbanken parallel oder zeichnest Du nur über eine?
      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
      Max

      • Hallo Max,
        vielen Dank für Dein nettes Feedback.
        Ich habe bei allen Banken, bei denen ich zeichnen kann (Consors, comdirect, Smartbroker) gezeichnet und nicht nur für mich, sondern auch für meine Frau, meine Tochter und für meiner Firma. 🙂
        Um die Wahrscheinlichkeit weiter zu erhöhen gibt es noch einen Trick: Statt 1 x 500 Stück ist es besser 10 einzelne Orders über 50 Stück zu zeichnen… bei Siemens Healthineers hat das funktioniert und es wurde jedes Mal der Sockelbetrag zugeteilt.
        Mal sehen, wie es diesmal läuft.
        Schöne Grüße
        Matthias

        • Sehr gerne, Deine Inhalte sind mir schon oft sehr positiv aufgefallen!:)
          Na da hast Du ja wirklich alles Register gezogen 😀
          Danke für den tollen Tipp und viel Erfolg bei der Zuteilung!

          Liebe Grüße
          Max

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