Der Börsenbetreiber Tradegate hat mit tradegate.direct einen eigenen Broker auf den Markt gebracht. Ich habe tradegate.direct – das mit Payment for Orderflow (PFOF) keine Probleme haben wird – einige Monate getestet. Für welche Anlegertypen tradegate.direct der absolut beste Broker am Markt ist, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
Tradegate ist Anlegern vor allem als Börsenplatz bekannt. Die elektronische Börse ist sehr beliebt. Seit Kurzem betreibt Tradegate auch einen eigenen Broker. Das ist besonders interessant, da die Europäische Union ab Juli 2026 Payment for Orderflow (PFOF) verboten hat. Bisher bekommen Broker wie Trade Republic beispielsweise Rückvergütungen vom Handelspartner, über den abgewickelt wird. Die Thematik der Rückvergütung habe ich in einem eigenen Artikel mit dem Titel Trade Republic und Smartbroker – Preis der Gratisorders erläutert. Kunden von Gratisbrokern wurden durch diese EU-Regelung aufgeschreckt. Sie haben Angst, dass die aktuell kostenfreien oder günstigen Orders dann bei ihrem Broker ab Mitte 2026 teurer werden. Bei tradegate.direct besteht diese Gefahr nicht, da der Broker von der Börse Tradegate selbst betrieben wird und damit keine Rückvergütung notwendig ist. Tradegate gehört mehrheitlich zur Berliner Effektengesellschaft, aber auch die Deutsche Börse AG sowie die französische Großbank BNP Paribas sind mit je rund 20 Prozent beteiligt.
Das Angebot von tradegate.direct
tradegate.direct berechnet beim Kauf und Verkauf keine Gebühren, dafür gibt es aber Mindestvolumen: 500 Euro bei Aktien, 100 Euro bei ETPs (Exchange Traded Products, da gehörten auch ETFs dazu). Von Tradegate emittierte Mini-Futures können ohne Mindestvolumen gekauft werden. Verkäufe sind generell ohne Volumenbegrenzung und kostenfrei. Ihr handelt ausschließlich über die Börse Tradgate. Eine Wahl des Börsenplatzes, wie es andere Broker wie beispielsweise comdirect, Consors oder Smartbroker+ bieten, ist nicht möglich. Ihr könnt daher nur Wertpapiere handeln, die auch an Tradegate notiert werden. Handeln könnt Ihr zum einen via Web, aber auch übe die App. An beiden Zugangwegen gefällt mir, dass sie sehr schlank gehalten sind.
Tradgate.direct * legt bei der Depoteröffnung gleich zwei Depots an, einmal das Portfolio Trading und einmal Porfolio Investment. Ich finde diesen Ansatz sehr gut, da man unterschiedliche Strategien einfach trennen kann. Wer gerne alles in einem Depot hat, kann einfach auch nur eines nutzen. Zudem haben diese zwei Depots aber den Vorteil, spätere Zukäufe im zweiten Depot zu tätigen und so bei einem Teilverkauf unkompliziert entscheiden zu können, wo man als erstes verkauft und zum Beispiel weniger Kursgewinne realisiert.
Das Handling von tradegate.direct
Die Aufmachung der App und auch der Web-Version ist sehr übersichtlich.
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Mit wenigen Klicks erreicht man die Portfolio-Übersicht und kann darin direkt alle wichtigen Infos zur Position sowie zu den aktuell für dieses Wertpapier gestellten Kursen sehen. Kunden können bis zu zehn Watchlisten mit bis zu 150 Werten anlegen. Die Suche funktioniert schnell über ISIN, WKN oder Name. Sehr hilfreich ist für Viel-Trader der „Filter Orderbuch“.
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Die verschiedenen Menüpunkte lassen sich miteinander kombinieren und so findet der User bei vielen Aufträgen schnell die gesuchten.
Mit Market, Limit, Stop (Limit), OCO (Limit) sowie Trailing Stop (Limit) bietet tradegate.direct eine breite Palette an Ordertypen für aktive Trader. Was diese Begriffe bedeuten und wie diese Ordertypen funktionieren, habe ich in einem eigenen Artikel erklärt.
Sehr positiv überrascht hat mich die extrem schnelle Abrechnung. Bei Käufen steht die Abrechnung teilweise schon Minuten nach der Orderausführung im Postfach, bei Verkäufen dauert es wegen der Steuerabrechnung etwas länger. Der Broker ist in Deutschland ansässig, so dass Ihr einen Freistellungsauftrag erteilen könnt und die Abgeltungssteuer abgeführt wird. Aber von allen Brokern, bei denen ich ein Depot habe, erstellt tradegate.direct die Abrechnung am schnellsten.
Die einzigen Gebühren von tradegate.direct
Lediglich für wenige Sonderdienstleistungen berechnet der Broker Gebühren. Die beiden, welche Anleger sich in jedem Fall merken sollten, sind die 25 Euro für die Eintrittskarte zur Hauptversammlung sowie zwei Euro je Eintragung inländischer Namensaktien. Für Bestände in Xetra-Gold berechnet Tradgate.direct zudem (wie andere Broker auch) eine Gebühr und zwar 0,03 Prozent pro Monat.
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Anleger müssen bei tradegate.direct allerdings mit ein paar Einschränkungen leben. So sind beispielsweise Anleihen bisher nicht handelbar. Der Broker bietet zudem weder Sparpläne an, noch bietet er die Möglichkeit, sein Depot oder einzelne Depotpositionen zu übertragen. Guthaben werden nicht verzinst. Aber das ist kein großes Problem, denn überschüssiges Geld lässt sich kostenfrei und schnell in Geldmarkt-ETFs parken und trägt somit ebenfalls Zinsen. Ein- und Auszahlungen gehen wie bei anderen Neo-Brokern auch nur über das hinterlegte Bankkonto.
Handelszeiten
Aktuell ist der Handel auf der Plattform von 8:00 bis 22:00 Uhr möglich. Die Handelszeiten werden sich allerdings bereits ab dem 3. März 2025 auf 7:30 bis 22:00 Uhr ausweiten. Das ist gerade mit Beginn der Sommerzeit ab 30. März für japanische Aktien sehr interessant, besteht doch dann wieder eine 30 minütige Zeitüberschneidung mit dem Handel in Japan. Eine solche Überschneidung ermöglicht es dem Market Maker, sehr enge Spreads zu stellen. Anleger können zwischen 7:30 und 8:00 Uhr damit japanische Aktien sehr günstig in Euro handeln.
Für wen eignet sich tradegate.direct
Anleger, die Einzelkäufe für mehr als 500 Euro bei liquiden und auf Tradegate gehandelten Aktien oder mehr als 100 Euro bei ETFs tätigen, haben in Tradgate.direct eine absolute Alternative zu Trade Republic oder anderen Neobrokern. Die App ist schlank und intuitiv zu bedienen, so wie es am Anfang bei Trade Republic auch war. Zudem habt Ihr die Gewissheit, dass das Verbot von Payment for Oderflow den Konditionen nichts anhaben kann. Auch für Anleger, die gerne mal über die ungünstigen Kurse bei ETF-Sparplanausführungen jammern, ist tradegate.direct eine Alternative. Ab 100 Euro Sparrate kann man über selbst bestimmte Einmalkäufe quasi seinen individuellen Sparplan aufstellen. Einziger Nachteil: Man muss jedes Mal die Order neu eingeben.
Wenn Ihr nun tradegate.direct ausprobieren möchtet, dann würde ich mich freuen, wenn Ihr das über meinen Affiliate-Link * tut und Cockies akzeptiert. Ihr unterstützt damit meine Arbeit. Vielen Dank dafür! Sollte Euch der Link nicht angezeigt werden, so schaltet bitte Euren Ad Blocker aus.
tradegate.direct für große Orders
Für alle unter Euch, die gerne auch mal im fünfstelligen Bereich ordern und im Nebenwertebereich unterwegs sind, noch ein kleines Bonbon: Ihr könnt via tradegate.direct nicht nur die Orderprovision sparen, sondern auch noch den Spread verdienen statt ihn zu zahlen. Nehmen wir mal eine Beispielaktie, bei der ein Geldkurs von 77 Euro mit 220 Stück und ein Briefkurs von 78,50 Euro mit 140 Stück gestellt ist. In der Regel ist es bei Neobrokern wie Trade Republic, die über die LS Exchange handeln oder bei Scalable über Gettex so, dass Ihr nun zu 78,50 Euro kaufen und zu 77 Euro verkaufen könnt. Für kleine Orders ist das bei tradegate.direct genauso. Ein Kauf zu Limit 77,50 wird also dann erst ausgeführt, wenn der Briefkurs auf 77,50 Euro gesunken ist. Verkauft ein anderer Kunde hingegen zu 77 Euro, so sackt der Marketmaker das Stück ein und Eure Order wird nicht ausgeführt.
Anders sieht es bei größeren Aufträgen aus. Nehmen wir an, Ihr wollt 150 Stück zu 77,50 Euro kaufen. In diesem Fall ändert sich nun die bei Tradegate gestellte Geld-Brief-Spanne auf 77,50 zu 78,50 Euro und Ihr seid plötzlich dienjenigen, die den Geldkurs bieten. Nun muss nur noch ein anderer Anleger an Euch verkaufen. Aber Ihr werdet durch den verdienten Spread oftmals gut entlohnt. Damit Euer Kurs als handelbarer Geld- oder Briefkurs erscheint, muss Eure Stückzahl größer als die gegenüberliegende Stückzahl sein. Im Beispiel müsst Ihr also mehr als 140 Stück kaufen oder mehr als 220 Stück verkaufen, um als Geld- oder Briefkurs zu erscheinen. Klar kann es sein, dass der Marketmaker nachzieht und sich die Preisspanne auf 78 Euro zu 78,50 Euro ändert, aber das kann auf Xetra auch passieren. Bei tradgate.direct * habt Ihr aber den Vorteil, dass keine Gebühren fällig werden.
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