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    Trade Republic und Smartbroker – Preis der Gratisorders – Spread

    Bei Trade Republic kostet jede Order nur 1 Euro Fremdkostenpauschale. Beim Smartbroker sind Orders über den Handelsplatz Gettex sogar ab 500 Euro Volumen gratis. Doch warum diese vermeintlich billigen Orders Euch am Ende richtig teuer kommen können, und was das mit dem Mechanismus bei der Kursbildung zu tun hat, das erkläre ich in diesem Beitrag.

    In den vergangenen Jahren hat die Brokerlandschaft einen Innovationsschub erlebt, wie zuletzt Ende der 1990er-Jahre, als die Discountbroker aufkamen. Angespornt vom Erfolg des amerikanischen Neo-Brokers Robinhood gibt es auch in Deutschland immer mehr Angebote, bei denen Anleger Aktien weitgehend gratis, also ohne oder mit nur sehr geringen Transaktionskosten erwerben können. Den Preis zahlen die Anleger an anderer Stelle.

    Um die Systematik zu verstehen, hilft ein Blick auf den Mechanismus der Preisbildung. Nehmen wir an, eine Aktie wird bei Trade Republic aktuell 10,20 zu 10,40 Euro gestellt. Das bedeutet, dass Ihr die Aktie zu 10,20 Euro verkaufen könnt, wenn Ihr welche im Bestand habt, oder zu 10,40 Euro kaufen könnt. Bei Trade Republic werden Aktienorders über die LS Exchange (Börse Hamburg) abgewickelt. Dort stellt der Makler Lang & Schwarz die Kurse. Wenn Ihr also kauft, dann kauft Ihr von Lang & Schwarz, und wenn Ihr verkauft, dann verkauft Ihr an Lang & Schwarz. Die Differenz zwischen den beiden Kursen wird als Spread bezeichnet. In diesem Fall beträgt der Spread 0,20 Euro. Dieser Spread führt bei Lang & Schwarz zu Erträgen. Je geringer der Spread, desto besser für Euch.

    Schauen wir uns nun die gleiche Situation mal an der Börse Xetra an. Nehmen wir an, es ist ebenfalls aktuell ein Geldkurs, so nennt man den Ankaufskurs auch, von 10,20 Euro von einem Marktteilnehmer gestellt. Gleichzeitig möchte jemand Stücke zu 10,40 Euro (Briefkurs) verkaufen. Auf den ersten Blick also die gleiche Situation. Der Spread beträgt ebenfalls 0,20 Euro.

    Der Unterschied zwischen beiden Handelswegen zeigt sich erst am Beispiel einer Limit-Order. Nehmen wir an, Ihr wollt zu 10,30 Euro kaufen. Bei Trade Republic ändert sich dann am Kurs nichts. Er steht weiter 10,20 zu 10,40 Euro und Eure Order wird nicht ausgeführt und auch nicht angezeigt. Anders auf Xetra. Dort wird Eure Nachfrage zu 10,30 Euro zum neuen Geldkurs. Der Kurs ändert sich dort auf 10,30 zu 10,40 Euro. Der Spread wird enger. Andere Marktteilnehmer können – anders als an der LS Exchange – Eure Order sehen und daraufhin handeln. Gerade bei weniger liquiden Nebenwerten bekommt man oft eine Ausführung, wenn man sich einfach in die Mitte zwischen Geld- und Briefkurs stellt.

    Das häufigste Argument, das ich auf dieses Beispiel höre: Ja, dann limitiere ich bei Trade Republic doch auch bei 10,30. Damit es aber an der LS Exchange zu einer Ausführung kommt, muss – nehmen wir einen unveränderten Spread an – auf 10,10 zu 10,30 Euro sinken. Erst dann wird Eure Order dort ausgeführt – und weiterhin nur mit Lang & Schwarz als Counterpart.

    Diese quasi exklusive Handelspartnerschaft lässt sich Lang & Schwarz natürlich etwas kosten. In den AGBs von Trade Republic steht: „Diese Zahlungen z. B. sog. Abwicklungskostenzuschüsse belaufen sich in der Regel auf bis zu EUR 3,00 pro Kundenorder; in Ausnahmefällen und in Abhängigkeit von gewissen Handelsumsatzgrößen auf bis zu EUR 17,60 pro Kundenorder“. Von uns als Kunde erhält Trade Republic noch 1 Euro Fremdkostenpauschale.

    Die gleiche Systematik wie bei Trade Republic wird beim Smartbroker angewendet, wenn Ihr kostenfrei ab 500 Euro Ordervolumen über die Börse Gettex handelt. Nur, dass hier eben nicht die LS Exchange und Lang & Schwarz die Handelspartner sind, sondern Gettex, das zur Börse München gehört. Dort stellt die Baader Bank AG die Kurse. Beim Smartbroker gibt es noch die Variante zu 4 Euro Transaktionskosten flat zuzüglich fremder Entgelte direkt an der Börse zu handeln. Das kann oftmals attraktiver sein.

    Das Verständnis des Systems der Preisbildung ist wichtig, damit Ihr entscheiden könnt, welcher Broker beziehungsweise welcher Handelsplatz für Euch der günstigste ist. Der kostenfreie muss nicht der günstigste Handelsplatz sein!

    Die (Fast)-Gratisangebote sind daher nur für wenige Fälle interessant:
    1. Wenn Ihr nur mit kleinen Beträgen (wenige hundert Euro) pro Order handelt.
    2. Wenn Ihr Aktien von Standardwerten zu
    3. den Öffnungszeiten des Heimatmarktes handelt.

    In nahezu allen anderen Fällen ist es sinnvoller, die 4 Euro zzgl. Fremdentgelte beim Smartbroker zu zahlen, statt an den sichtbaren Gebühren zu sparen.

    Grundsätzlich lässt sich sagen, dass deutsche und auch viele europäische Aktien von großen Gesellschaften zwischen 9.00 und 17.30 Uhr mit einem engen Spread gehandelt werden. Bei amerikanischen Wertpapieren ist der Spread zu den Zeiten, an denen die US-Börse offen hat, (15.30 bis 22.00 Uhr) am niedrigsten. Einfache Daumenregel: Zwischen 15.30 und 17.30 Uhr ordern. Einzige Ausnahme: Japanische Aktien. Hier stellt Lang & Schwarz zwischen 7.30 und 8.00 Uhr oftmals richtig gute Kurse, da dort noch die japanische Börse offen ist!

    Weiterhin ganz wichtig: Lasst Euch nur von den vermeintlich geringen Orderkosten nicht zu extrem aktivem Handeln verleiten. An der Börse gewinnt man nicht durchs Handeln, sondern durch Sitzfleisch! Und zu guter Letzt: Fallt nicht auf die „bequemen Handelszeiten“ – schnell noch vor dem Schlafengehen um 22.30 Uhr ein paar Aktien ordern – rein. Die Spreads zu diesen Zeiten sind oft extrem!

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