Der Amundi MSCI World V UCITS ETF wurde auf den in Irland ansässigen Amundi MSCI World UCITS verschmolzen. Bitter war für Investoren, dass bisher aufgelaufene Kursgewinne versteuert werden mussten. Jetzt bietet sich die Chance, einen Teil dieser Steuern zurückzuholen. Ich zeige Euch an einem konkreten Beispiel, wie es funktioniert.
Die Fondsgesellschaft Amundi hat in den zurückliegenden Monaten viele Anleger verärgert. Was war geschehen? Amundi hatte den Wettbewerber Lyxor übernommen. Im Zuge dieser Übernahme wurden auch einige deckungsgleiche ETFs zusammengelegt. Besonders verärgert hat Anleger die Verschmelzung des Amundi MSCI World V UCITS ETF (ISIN LU1781541179 bzw. WKN LYX0YD) auf den Amundi MSCI World UCITS ETF (ISIN IE000BI8OT95 bzw. WKN ETF146). Zusammenlegungen von ETFs sind oftmals kein großer Akt, sofern beide Fonds im gleichen Land aufgelegt sind. Es ändert sich die Stückzahl und die ISIN bzw. WKN, aber der Gesamtwert der Position bleibt (Marktschwankungen außen vor) gleich. Anschaffungsdaten werden entsprechend angepasst und der Anleger merkt eigentlich wenig davon.
Amundi MSCI World V UCTIS ETF: Fusion über Ländergrenzen hinweg
Anders beim Amundi MSCI World V UCITS ETF. Dieser war bisher in Luxemburg ansässig. Das Domizilland eines Fonds erkennt man einfach an der ISIN (LU1781541179). LU steht hier für Luxemburg. Im Zuge der Zusammenlegung war der Amundi MSCI World UCITS ETF mit Sitz in Irland (IE000BI8OT95, ISIN beginnt mit IE) jedoch der aufnehmende Fonds. Es fand in diesem Fall also eine Fusion über Ländergrenzen hinweg statt. Und hier wird es eklig für deutsche Anleger: In diesem Szenario wird ein fiktiver Verkauf des Fonds und ein anschließender Neukauf angenommen. Die Folge ist, dass aufgelaufene Kursgewinne versteuert werden müssen, ohne, dass man als Anleger etwas dagegen unternehmen kann. Und die Kursgewinne der letzten Jahre waren üppig:

Besteuerung fiktiver Verkauf
Nehmen wir nun an, dass ein Anleger am ersten Handelstag 2023 bei einem Kurs von 12,5201 Euro je Anteil insgesamt 100.000 Euro in den Amundi MSCI World V UCITS ETF investiert hat. Er hat also 7.987,16 Anteile des ETFs erhalten. Weiterhin gehen wir davon aus, dass der Sparerpauschbetrag (Sparerfreibetrag) von anderen Kapitalerträgen bereits ausgeschöpft wurde. Für 2023 betrug die Vorabpauschale nach Teilfreistellung 1.250 Euro (Quelle: Finanzfluss) und für 2024 waren es 1.342 Euro (Steuerbetrag 354,08 € Abgeltungssteuer und Soli, Kirchensteuer bleibt unberücksichtigt, fällig im Jahr 2025).
Am 25. Februar 2025 erfolgte nun der Umtausch des Luxemburger-ETFs in die irische Variante. Lisa Osada hat auf ihrem Blog Aktiengram diesen Umtausch sehr gut dokumentiert. Der Umtausch erfolgte bei einem Kurs von 19,4403 Euro je Anteil. Die Depotposition war damit 155.272 Euro wert. Die Steuerrechnung (Beträge auf ganze Euro gerundet) sieht damit wie folgt aus:
Fiktiver Veräußerungswert: | 155.272 Euro |
Abzüglich Kaufpreis: | 100.000 Euro |
Veräußerungsgewinn: | 55.272 Euro |
Abzüglich Teilfreistellung (30 Prozent): | 16.582 Euro |
Abzüglich Vorabpauschale 2023 (nach Teilfreistellung): | 1.250 Euro |
Abzüglich Vorabpauschale 2024 (nach Teilfreistellung): | 1.342 Euro |
Bemessungsgrundlage für die KapSt.: | 36.098 Euro |
Auf die Bemessungsgrundlage von 36.098 Euro wurde im Beispiel dann 9.025 Euro Kapitalertragssteuer und 496 Euro Solidaritätszuschlag fällig. Wäre der Umtausch nicht erfolgt, hätte dieser quasi gestundete Steuerbetrag bei acht Prozent jähriger Rendite dem Anleger im Schnitt pro Jahr gut 762 Euro zusätzlichen Ertrag gebracht!
Der Umtausch in den Amundi MSCI World ETF
Für je einen Anteil der Luxemburger-Variante gab es 0,145113 Anteile des Amundi MSCI World UCITS ETFs (IE000BI8OT95) mit Sitz in Irland. Aus der 7.987,16 Anteilen des Luxemburger ETFs wurden also 1.159,04 Anteile des in Irland beheimateten MSCI World ETFs. Der neue steuerliche Einstandskurs beträgt damit 133,967 Euro je Anteil (19,4403 Euro durch 0,145113). Seither ist der neue ETF kräftig im Kurs gefallen, da unter anderem Donald Trump die Welt mit seinen Zollplänen verunsichert. Gleichzeitig ist der Kurs des US-Dollars stark gefallen, was für europäische Anleger zusätzliche Verluste bedeutet, da viele Aktien im MSCI World aus den USA sind.

Bei einem Kurs von 111,94 Euro je Anteil ist das ETF-Paket nun 129.743 Euro wert. Pro Anteil sitzen Anleger nun auf einem steuerlichen Buchverlust von 22,03 Euro (133,967 minus 111,94 Euro). Auf die gesamte Position gerechnet beträgt der unrealisierte Verlust damit rund 25.530 Euro.
Steuern sparen durch Fondswechsel
Der Kursrückgang hat auch sein Gutes: Es besteht nun die Möglichkeit, den irischen Amundi MSCI World UCITS ETF zu verkaufen und durch einen anderen MSCI World ETF zu ersetzen. Zum einen zeigt man hiermit Amundi die rote Karte und lässt die Fondsgesellschaft spüren, dass man so nicht mit Kunden umgeht. Der Amundi MSCI World V UCITS ETF aus Luxemburg hatte zuletzt 6,5 Milliarden Euro Volumen. Es war also kein kleiner ETF, wo es nur wenige Investoren betroffen gewesen wären, sondern eher einer der großen ETFs. Und wer so mit seinen Kunden umspringt, hat in meinen Augen künftig nicht mehr das Vertrauen verdient, einen Teil meines Geldes zu verwalten. Ich werde Amundi daher als ETF-Emittenten meiden.
Zum anderen lassen sich nun bereits gezahlte Steuern zurückholen. Der Umtausch erfolgte glücklicherweise im Jahr 2025, so dass noch bis Ende des Jahres die Chance besteht, gezahlte Steuern durch Realisierung von ETF- oder Fonds-Kursverlusten zurückzuholen. Erfolgt nun der Verkauf zu 111,94 Euro, sieht die Rechnung wie folgt aus:
Realisierter Kursverlust (siehe Rechnung oben): | 25.530 Euro |
Abzüglich Teilfreistellung (30 Prozent): | 7.659 Euro |
Steuerlich anrechenbarer Verlust: | 17.871 Euro |
Erstattung Kapitalertragssteuer (25 Prozent): | 4.468 Euro |
Erstattung Solidaritätszuschlag (5,5 Prozent): | 246 Euro |
Damit lassen sich in Summe 4.713 Euro (4.468 Euro plus 246 Euro, Differenz durch Rundungen) Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag zurückholen und stehen damit weiterhin als Investment zur Verfügung. Die Steuer wird Euch direkt von Eurem Broker erstattet. Die Abgabe der Anlage KAP im Rahmen der Steuererklärung ist nicht erforderlich.
In welchen MSCI World ETF wechseln?
Auf den MSCI World gibt es zahlreiche ETFs. In dem verlinkten Beitrag habe ich bereits einmal erläutert, worauf es bei der Auswahl eines ETFs zu achten gilt und wie man den besten ETF findet. Eine sehr gute Wahl ist der SPDR MSCI World ETF (ISIN IE00BFY0GT14), da er eine Gesamtkostenquote (TER) von nur 0,12 Prozent hat. Zudem beträgt die Tracking Difference minus 0,14 Prozent, was ein sehr guter Wert ist. Überaus positiv zu werten ist auch die geringe Varianz der Tracking Difference. Aus all diesen Gründen sind auch fast zehn Milliarden Euro in diesem ETF angelegt.
Es kann sich also lohnen, die aktuelle Korrektur an den Aktienmärkten zu einem Fondswechsel zu nutzen. Dabei spart Ihr Steuern und erhöht am Ende Euer investiertes Kapital, da die Steuerrückerstattung für Investments zur Verfügung steht. Aber Ihr müsst auch vorsichtig sein. Ich habe diese Woche bereits in einem Artikel erläutert, dass in den aktuell hektischen Phasen die Börsenkurse von ETFs von deren Net Asset Value (NAV, Nettoinventarwert) abweichen können. Es empfiehlt sich daher eine ruhige Marktphase für das Manöver zu nutzen. Gleichzeitig solltet Ihr darauf achten, dass die Spreads niedrig sind. Als Spread bezeichnet man die Differenz zwischen den an der Börse oder vom Makler gestellten An- und Verkaufskursen. Je niedriger der Spread, desto besser für Euch.
Weiterhin empfehle ich Euch, die oben aufgeführte Steuerberechnung vorab für Euch individuell durchzuführen. War der Investitionsbetrag im ETF oder der Gewinn nur gering, ein allgemeiner Verlusttopf vorhanden oder wurde der Zufluss zum Beispiel vom Sparerpauschbetrag abgedeckt, so ergibt die Aktion in Eurem Fall dann wenig Sinn. Sofern die Kurse nicht sofort wieder kräftig steigen, besteht aktuell auch keine Eile. Steuern auf in diesem Jahr angefallene Gewinne könnt Ihr bis Ende 2025 durch die Realisierung von Verlusten zurückholen.
War Euer Broker down?
Falls Ihr Euch in diesen hektischen Tagen über Euren Broker geärgert habt – Tradegate.direct lief reibungslos. Mehr dazu findet Ihr in dem verlinkten Artikel.
Aufmacherbild mit ChatGTP erstellt.