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    Stelle niemals diese Frage: „Soll ich Tesla-Aktien kaufen?“

    Anleger fragen sehr oft andere Investoren, wie diese eine Aktie einschätzen. Ich zeige Euch heute anhand einer kleinen Geschichte rund um die Tesla-Aktie, warum das die gefährlichste Frage ist, die Ihr als Anleger stellen könnt. Im zweiten Teil zeige ich Euch dann, wie Ihr an das Thema rangehen solltet, um Pleiten mit Ansage aus dem Weg zu gehen.

    Ihr liebt Geschichten, also beginnen wir mit einer kleinen Geschichte von drei Freunden. Wichtig: Die nachfolgende Geschichte ist weder ein Kauf-, noch eine Verkaufsempfehlung für die Tesla-Aktie. Tesla hat sich für die Geschichte nur hervorragend geeignet, um das Problem darzustellen.

    Jens ist neu an der Börse. Es ist April 2021 und er liebäugelt mit dem Kauf von Tesla-Aktien. In seinem Freundeskreis gibt es mit Paula und Frank zwei absolute Börsen-Cracks. Beide sind seit Jahren aktiv und beide sind in Sachen Kapitalanlage sehr erfolgreich. Daher fragt er beide nach ihrem Rat: „Soll ich Tesla-Aktien kaufen?“. Paula, schon lange investiert und von Elon Musk überzeugt, ermuntert ihn: „Klar. Ist eines meiner besten Pferde im Stall“. Frank antwortet ihm: „Tesla wird wohl korrigieren. Ich bin short und setze mit Put-Optionsscheinen auf fallende Kurse“. Das irritiert Jens nun. Aber nach kurzem Nachdenken kommt ihm in den Sinn, dass er mal gelesen hatte, dass Frauen die besseren Kapitalanleger seien. Ermuntert von Paulas Rat kauft er zu 617 Euro ein paar Tesla-Aktien.

    Gut fünf Wochen später traut er seinen Augen nicht: Die Tesla-Aktie steht 140 Euro niedriger, satte 22 Prozent ist er nun im Minus. Hatte Frank doch recht, war Tesla wirklich zu teuer? Frank war echt ein Fuchs, der hat bestimmt Insider-Informationen. Jens entschließt sich, seine Verluste zu realisieren und sich Frank anzuschließen. Von einem Teil des Verkaufserlöses kauft er Puts mit Laufzeit bis Ende des Jahres und einem Basispreis von 500 Euro. Nun, da sich das Jahr langsam zu Ende neigt, trifft Jens die beiden Freunde in vorweihnachtlicher Runde. Jens vorwurfsvoll zu seinen Freunden: „Mit Euren Tesla-Tipps habt Ihr mich ja ganz schön reingeritten“. Paula verwundert: „Wieso? Tesla steht heute bei 960 Euro. Ich bin weiter investiert und happy. Es war in diesem Jahr eine meiner besten Aktien. Ich liebe Buy and Hold“. Frank pflichtet Paula bei: „Tesla war dieses Jahr einfach wunderbar zu traden. Erst der Short und nach der Bodenbildung im Mai und Juni flog mein Short raus und ich hab wunderbar auf der Long-Seite Geld verdient. Als Trader liebe ich Volatilität“.

    Die Lehre aus der Geschichte: Du weißt niemals, welcher Anlegertyp und welche Risikoneigung der Empfehlungsgeber hat, und oftmals weißt Du auch nicht, wann er die Reißleine zieht oder sogar seine Meinung komplett ändert. Daher stelle niemals die Frage „soll ich Aktie xy kaufen“ (oder verkaufen). In den meisten Fällen wird Dich das genau zu falschen Entscheidungen bringen.

    Wie sollte man nun aber richtigerweise vorgehen? Was soll ich überhaupt mit anderen diskutieren. Dazu möchte ich den Weg, wie man zu einer Investitionsentscheidung kommt, in zwei Ebenen unterteilen. Die erste Ebene, die ohne Probleme in einer Gruppe stattfinden oder auch Börsenbriefe, Magazine, Blogbeiträge oder Analysen umfassen kann, möchte ich mal mit Information überschreiben. Das betrifft zum einen Informationen zum Investitionsobjekt. Konkret: Bei Aktien geht es darum, beispielsweise Entwicklungen einer Branche zu diskutieren (und mit Fakten, nicht mit Meinungen, zu belegen), den Erfolg eines wichtigen Produktes abzuschätzen, darüber zu diskutieren, ob ein Vorstand seinen Job gut macht oder eine Fehlbesetzung ist, und vieles mehr. Um diese Positionen darf und soll hart gerungen werden und zwar am besten mit Fakten! In diesem Zusammenhang empfehle ich die beiden Bücher von Daniel Kahneman „Schnelles Denken, langsames Denken“ * sowie „Noise – Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können“ *.
    Genauso gehören in diesen Bereich Informationen über die Umsatz- und Gewinnentwicklung eines Unternehmens oder die Bewertung der Aktie.

    Ebenfalls mit anderen soll und kann man bedenkenlos Erfahrungsaustausch betreiben, Anlagestrategien und Analysemethoden besprechen oder sich grundlegendes Know-how zu Finanzanlagethemen aneignen. Aber eine ganz zentrale Entscheidung, die gehört ganz und gar alleine auf die zweite Ebene: Die Frage danach, ob Ihr eine Aktie, kaufen, halten oder verkaufen sollt. Auf dieser Ebene, wo es um die Aktion selbst geht, könnt und sollt nur Ihr selbst auf Basis der oben gesammelten Fakten, Erfahrungen und des angeeigneten Wissens entscheiden. Wer sich hier von Meinungen anderer beeinflussen lässt, trifft oft die falschen Entscheidungen, weil er später, wie Jens in der Geschichte, falsch reagiert. Paula ist cool geblieben, ist ihrer Strategie treu geblieben und war am Ende die Gewinnerin, genau wie Frank.

    Postet diesen Beitrag doch mal als Antwort, wenn jemand demnächst mal wieder die Frage stellt, ob er Aktien xy kaufen oder verkaufen soll.

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    5 Bilder von Pixabay (1, 2, 3, 4, 5), Chart von comdirect.de

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