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    Meine Lieblingsbörse: So funktioniert die Kursbildung auf Xetra

    Ich handle am liebsten auf der elektronischen Börse Xetra. Heute erkläre ich Euch, wie die Kursbildung auf Xetra funktioniert, warum das für Euch von Vorteil sein kann und was es beim Handel auf Xetra zu beachten gibt.

    Bei Neo-Brokern wie Trade Republic haben Anleger das Problem nicht: Es gibt nur je einen Kurs, zu dem sie kaufen oder verkaufen können. Aber sobald man einen breiter aufgestellten Broker hat, steht man vor der Wahl, an welcher Börse man seine Order platzieren soll. Was bezüglich Orderzeit und clevere Wahl der Börse zu beachten ist, habe ich bereits in einem eigenen Artikel erläutert. Heute möchte ich euch die elktronische Handelsplattform Xetra (der Name kommt von exchange electronic trading) vorstellen, die je nach Wertpapier und Ordervolumen oftmals die attraktivste Börse ist. Xetra hat in Deutschland einen Marktanteil von rund 75 Prozent im Aktienhandel sowie im Handel mit ETFs und ist der bedeutendste deutsche Börsenplatz. Die Xetra-Kurse bilden auch die Basis für die offizielle Berechnung des Deutschen Aktienindex DAX.

    Zwischen 9.00 Uhr und 17.30 Uhr können auf Xetra Wertpapiere gehandelt werden. Dabei kommt das Modell des „fortlaufenden Handels mit Auktionen“ zum Zug. Was bedeutet das nun? Zum einen könnt Ihr während der Handelszeit jederzeit zu den gezeigten Geld- und Briefkursen handeln. Dabei sind die jeweiligen Stückzahlen zu beachten. Steht der Kurs von Siemens beispielsweise 110,04 (100 Stück) zu 110,06 (400 Stück), so könnt Ihr zu 110,04 sofort bis zu 100 Stück verkaufen oder zu 110,06 bis zu 400 Stück kaufen. Der Vorteil ist, dass die Order sofort ausgeführt wird (sofern nicht ein anderer Anleger eine Millisekunde schneller ist als Ihr).

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    Neben dem fortlaufenden Handel gibt es auf Xetra täglich auch mindestens drei Auktionen und zwar eine zur Eröffnung, eine gegen Mittag und eine zum Ende des Handels. Diese Auktionspreise dienen vor allem institutionellen Investoren, Investmentbanken und Pensionskassen als Referenz für die Bewertung von Depots und Handelsbeständen. Auktionen haben den Vorteil, dass bei Ihnen die Liquidität gebündelt wird. Bei der Orderaufgabe für eine Xetra-Order könnt Ihr den Handelshinweis geben, dass die Order nur in einer Auktion, nur zur Eröffnungs- oder nur zur Schlussauktion ausgeführt werden soll. Gerade bei weniger liquiden Nebenwerten ist das oft eine interessante Option.

    Bei der Preisermittlung im fortlaufenden Handel werden alle Aufträge nach der Preis-Zeit-Priorität geordnet. Das bedeutet, wenn ein ausführbarer Auftrag eintrifft, dann wird zunächst geschaut, was der beste Preis dafür ist, und wenn mehrere Interessenten zu diesem Preis verkaufen wollen, dann werden zunächst die zeitlich früher platzierten Orders ausgeführt. Unlimitierte Orders haben dabei Vorrang vor Limitorders, falls die Aufträge zeitgleich eintreffen. Treffen zwei unlimitierte Aufträge gleichzeitig ein, so erfolgt die Ausführung zum Referenzpreis, das ist jeweils der letzte in einer Auktion oder im fortlaufenden Handel festgestellte Preis.

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    Das Schöne an Xetra ist, dass man einen Blick ins Orderbuch werfen kann. Das hilft vor allem bei weniger liquiden Nebenwerten sehr gut, die Marktlage abzuschätzen. Nachfolgend ein Blick ins Orderbuch am Beispiel MAN:

    Blick ins Orderbuch. Hier sieht man (leider 15 Minuten zeitverzögert) wie viele Aktien zu welchen Preisen angeboten (rot) oder nachgefragt (grün) werden. Quelle: https://aktienkurs-orderbuch.finanznachrichten.de/man.htm

    Im Screenshot sehen wir also, dass aktuell 150 MAN-Aktien zu 40,20 € im Geld stehen. Das bedeutet, ein oder mehrere Anleger sind bereits für 40,20 € bis zu 150 MAN-Aktien zu kaufen. Gleichzeitig sind 115 Aktien bei 40,30 € im Brief. Anleger sind also bereit zu 40,30 € bis zu 115 Aktien zu verkaufen. Nach meinen Recherchen gibt es leider keinen Broker, bei dem man kostenfrei das Orderbuch in Realtime einsehen kann (falls Ihr einen kennt, schickt mir bitte eine kurze Nachricht). Dafür sind dann oftmals professionelle Dienste erforderlich, die entsprechend Geld dafür verlangen. Über www.finanznachrichten.de ist es allerdings möglich, 15 Minuten zeitverzögert einen Blick ins Orderbuch zu werfen, was oftmals gerade bei weniger aktiv gehandelten Werten sehr hilfreich ist. Allerdings spiegelt das natürlich nur die Orders im Xetra-System wider und es ist nicht ersichtlich, ob an anderen Börsenplätzen noch große Orders liegen.

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    Damit das Orderbuch nicht zu sehr zerfleddert wird, gibt es auf Xetra feste Tick-Größen, die von der Art des Wertpapiers und auch von der Höhe des Kurses abhängen. Bei unserem Beispiel MAN beträgt diese Tick-Size 0,05 €. Es sind also Kurse von 40,20 €, 40,25 € oder 40,30 € möglich, nicht aber von 40,22 €. Bei den meisten mir bekannten Brokern wird man bei der Ordereingabe aber bereits darauf hingewiesen.

    Aufgrund des Ablaufs der Kursbildung ist auf Xetra natürlich die Gefahr groß, dass es zu Teilausführungen kommt. Ein Anleger, der beispielsweise im obigen Beispiel 1.100 MAN unlimitiert kauft, erhält am Ende 115 Stück zu 40,30 €, 184 Stück zu 40,35 €, 300 Stück zu 40,45 €, 401 Stück zu 40,50 € und die letzten 100 Stück zu 40,55 €. Bei den meisten Banken und Brokern ist es üblich, dass die Minimumprovision bei mehreren Teilausführungen an einem Tag nur ein einziges Mal berechnet wird. Kommt es dazu, dass eine Limitorder nicht an einem Tag, sondern auf mehrere Tage verteilt ausgeführt wird, so gibt es Banken, die hierfür durchaus für jeden Tag die Mindestprovision berechnen. Um das zu verhindern bietet Xetra die Möglichkeit des Orderzusatzes Immediate or Cancel. Dieser Zusatz bedeutet, dass die Order sofort, soweit dies möglich ist, ausgeführt wird. Der nicht ausgeführte Teil der Order wird gelöscht. Eine weitere Variante ist der Typ Fill or Kill: Eine Fill or Kill Order wird sofort vollständig ausgeführt oder gelöscht. Es kann dabei zu Teilausführungen kommen, aber man bekommt in Summe die komplette gewünschte Stückzahl.

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    Bei den Auktionen läuft die Preisermittlung anders: Jede Auktion beginnt mit einer Aufrufphase, erst danach findet die Preisermittlung statt. Während der Mindestdauer der Aufrufphase können Marktteilnehmer Aufträge eingeben, ändern oder stornieren. Um Preismanipulationen zu verhindern, hat die Aufrufphase ein zufälliges Ende. Falls sich ausführbare Orders gegenüber stehen, wird während der Aufrufphase ein indikativer Preis angezeigt. Das ist der Preis, der sich für die Auktion ergeben würde, wenn die Preisermittlung in diesem Moment zu Ende wäre. Ist die Auktion zu Ende, werden der Preis und das Volumen veröffentlicht. Auch in der Auktion gilt die Preis-Zeit-Priorität im Orderbuch.

    Damit es auf Xetra zu keinen massiven und eher zufälligen Kursausschlägen kommt, gibt es einige Vorkehrungen wie beispielsweise die Volatilitätsunterbrechung. Weicht ein Kurs zu stark vom dynamischen Preiskorridor um den Referenzpreis ab, erfolgt eine Volatilitätsunterbrechung. Es wird dann eine weitere Auktionspreisermittlung vorgenommen. Um zusätzliche Liquidität vor allem bei weniger liquiden Papieren zu bieten, gibt es Designated Sponsors. Sie verpflichten sich im fortlaufenden Handel mit Auktionen An- und Verkaufspreis zu stellen und stellen damit die Handelbarkeit des Wertpapiers sicher. In allen auf Xetra handelbaren Wertpapieren, die über keine ausreichende Liquidität verfügen, sorgen ein oder mehrere Designated Sponsors für zusätzliche Liquidität.

    Einziger Wermutstropfen: Im Gegensatz zum Direkthandel fällt ein börsenplatzabhängiges Entgelt ab. Bei der comdirect beträgt dieses aktuell mindestens 2,50 € oder 0,0025 Prozent (also ab Orders über 100.000 € oder mehr klettert das dann weiter). Bei Smartbroker beträgt es bei Aktien mindestens 0,60 € oder 0,0048 Prozent. Das börsenplatzabhängige Entgelt ist also auch vom Broker abhängig.

    Ich bevorzuge Xetra vor allem bei deutschen Mid-, Small- und Microcaps. Denn anders als bei einigen anderen Handelsplätzen kann ich bei diesen Werten, bei denen die Differenz zwischen An- und Verkauf oft recht groß ist, selbst ein Kauf- oder Verkaufslimit in den Markt legen und damit einen besseren Geld- oder Briefkurs als bisher stellen und auf eine Ausführung warten. Die klare Preis-Zeit-Priorität sorgt für eine gerechte Abfolge bei der Bedienung von Limitorders. Zudem sind die gestellten Preise und Mengen auch tatsächlich handelbar und nicht nur wie bei manch anderen Börsen nur „indikativ“. Wie so etwas vorkommen kann, habe ich in meinem vorherigen Beitrag erläutert. Damals wurde mir ein Kurs und eine Stückzahl gezeigt, die gar nicht handelbar waren. Genau das passiert mir auf Xetra nicht, weshalb ich gerne Xetra den Vorzug gebe.

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