Aktien, deren Kurs nur wenige Cent oder Euro beträgt, üben auf viele Anleger einen magischen Anreiz aus. Oft reicht ein Kursanstieg um wenige Cent, um einen Gewinn von 50 oder 100 Prozent zu erzielen. Heute stelle ich Euch einige Gefahren von Pennystocks vor und zeige Euch, warum es gar nicht so leicht ist, damit Geld zu verdienen.
Die Versuchung vieler Investoren, den schnellen Gewinn zu erzielen, ist groß. Pennystocks haben hier eine magische Anziehungskraft. Gemeinhin bezeichnet man Aktien mit einem Kurs von weniger als einem Euro oder einem US-Dollar als Pennystocks, doch in den USA fassen viele den Begriff weiter und zählen dazu Aktien, deren Kurs unter fünf Dollar ist. Bei all diesen Aktien reichen schon wenige Cent Kurszuwachs, um einen attraktiven prozentualen Gewinn zu erzielen. Statt eines Gewinns kommt am Ende aber dann meist ein Verlust raus.
Pennstocks sind aufgrund ihrer Anziehungskraft eine Spielwiese für Betrüger. Gerade in den USA notieren viele Gesellschaften, die nur einen geringen Börsenwert und nur wenige frei handelbare Aktien haben. Die Betrüger sammeln nun (oft mit Wissen der Gesellschaft) über einen Zeitraum Aktien der Gesellschaft ein und wenn der Markt ausgetrocknet ist, ziehen sie mit ihren eigenen weiteren Käufen den Kurs hoch. Anschließend kommt das Marketing: Teils über Cold-Calling (ungebetene Telefonanrufe), Faxe oder per Spam-Mails werden die Anleger mit wohlklingenden Stories heiß gemacht. Schon bald nachdem die Investoren eingestiegen sind, beginnt der Kurs dann zu fallen. Was die getäuschten Anleger nicht wissen, ist, dass die Betrüger inzwischen auf der Verkäuferseite sind. Sie haben sich billig mit den Aktien eingedeckt und verkaufen jetzt mit Gewinn an die ahnungslosen Anleger. In der Folgezeit dümpelt der Kurs vor sich hin und verliert mehr oder minder kontinuierlich, bis der Wert irgendwann Richtung Null geht.
Eine Abwandlung dieser Masche besteht darin, dass die Betrüger eine kleine und nahe dem Bankrott stehende Gesellschaft selbst komplett übernehmen. Hier zeigt sich, dass der Kurs einer Aktie rein gar nichts über den Wert eines Unternehmens aussagt. Die Betrüger erwerben beispielsweise für eine Million US-Dollar eine Gesellschaft, die bisher eine Million Aktien ausstehen hat. Sie zahlen also einen US-Dollar je Aktie. Anschließend wird über einen Aktiensplit die Aktienzahl auf 10 Milliarden Stück erhöht. Selbst bei einem optisch günstigen Kurs von 10 Cent je Aktie beträgt der Börsenwert dann noch eine Milliarde US-Dollar. Der zweite Teil funktioniert dann wie in der ersten Masche. Gnadenloser Verkauf über alle möglichen und unmöglichen Kanäle. Jetzt gibt es nur einen Unterschied: Der Einstandspreis der Betrüger ist nahe null – bei 10 Milliarden Aktien und einer Million US-Dollar, die gezahlt wurden, beträgt er nur 0,0001 US-Dollar je Aktie. Daher können sie ohne Ende verkaufen, ohne dass ihnen die Stücke ausgehen, und ohne dass sie Verluste erleiden. Viele Anleger halten jedoch an der Story fest und machen einen zweiten Fehler: Sie kaufen nach und verbilligen! So werden sie zum zweiten Mal Opfer.
Inzwischen dominieren hier E-Mails oder auch unseriöse Börsenbriefe (mit bezahlten Empfehlungen) das Marketing für diese Pennystocks. Doch so alle zwei bis drei Monate bekomme ich noch einen Anruf, in dem mir jemand einen heißen Tipp geben möchte. Wenn ich keine Zeit habe, lege ich einfach auf. Hab ich aber etwas Zeit und Muße, drehe ich den Spieß um. Ich fange an, die Fragen zu stellen – und zwar ganz banale: „Sind Sie verheiratet?“, „Wie viele Kinder haben Sie?“, „Machen Sie Ihren Job gerne?“ oder „Machen Sie das freiberuflich oder als Angestellter?“. Die meisten Anrufer sind erst mal überrascht, fangen dann aber an, die Fragen zu beantworten und irgendwann merken sie dann, dass was falsch läuft und legen auf.
Bei Pennystocks gibt es noch eine dritte Falle, die ich am Beispiel der insolventen Beate Uhse AG näher erläutern möchte. Bei einem Blick auf den Chart, der einen Anstieg von 0,1 Cent auf 0,5 Cent zeigt, könnte man auf die Idee kommen, dass man daran gut verdienen könnte. Doch dem ist nicht so. Das wird bei einem Blick auf dem Spread zwischen An- und Verkaufskurs deutlich: Anleger, die Beate Uhse-Aktien verkaufen möchten, bekommen 0,3 Cent je Aktie geboten, Zocker, die kaufen möchten, müssen aktuell 0,5 Cent zahlen. Die Differenz von 0,2 Cent ist der Spread und der ist mit 40 % wahnsinnig hoch. Im Chart abgetragen ist aber entweder der Taxkurs des Maklers oder der Kurs, zu dem Umsatz stattfand.
Als im Chart also die 0,1 Cent zu sehen waren, war das ein getaxter Geldkurs (geschätzer Ankaufskurs, zu dem kein Umsatz stattfand) und als die 0,5 Cent zu sehen waren, war es ein Zocker, der ein paar Stücke gekauft hat (sieht man an den grünen Pfeilen unter dem Chart). Wollte aber jemand kaufen, als der Kurs im Chart bei 0,1 Cent war, so hätte er bei 0,2 Cent Spread 0,3 Cent zahlen müssen und würde bei den 0,5 Cent im Chart auch nur 0,3 Cent ausbezahlt bekommen. Trotz offensichtlichen 400 Prozent im Chart wäre es in der Praxis nicht möglich gewesen überhaupt Geld zu verdienen. Obendrein gehen bei vielen dieser Pleite-Pennystocks nur sehr wenige Stücke um, so dass man nicht mit nennenswerten Beträgen agieren kann, ohne selbst den Kurs zu beeinflussen.
Nicht jeder Pennystock ist per se ein Betrug oder Pleitekandidat, aber unter den Pennystocks gibt es extrem viele Aktien, deren Firmen pleite sind oder mit denen betrogen wird. Lasst daher die Finger von diese Zockereien. Die oftmals langweiligeren Blue Chips bringen langfristig einen ruhigeren Schlaf und solidere Erträge.