Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto mehr Ratschläge und Angebote zu Finanzthemen und Aktien gibt es. Im heutigen Beitrag möchte ich einmal beleuchten, was für Euch als Privatanleger der beste Weg ist, vermögend zu werden, und welche Interessen verschiedene Marktteilnehmer, denen Ihr auf dem Weg dorthin begegnet, haben und ob die für Euer Ziel förderlich sind.
„Vorbild Amazon – Das sind die Aktien mit der 230.000-Prozent-Chance“, titelte die sonst so konservative Welt vor einigen Wochen. „Ausblick für 2021 – Geld anlegen in Zeiten von Corona“, beschäftigt sich plötzlich das ZDF mit Finanzthemen. Doch welche Interessen haben einzelne Marktteilnehmer? Dabei hilft oft die Frage danach, wie einige dieser Marktteilnehmer ihr Geld verdienen.
Fangen wir unsere Betrachtung mal bei den klassischen „Beratern“, ich nenne sie lieber Verkäufer, in den Banken an. Es gibt da draußen sicher einige, die sich sehr für das Wohl ihrer Mandanten einsetzen, das will ich gar nicht verhehlen, aber oftmals stehen diese unter einem enormen Druck vorgegebene Absatz- oder Provisionsziele zu erreichen. Dann wird dem Kunden nicht das empfohlen, was für den Kunden das Beste ist, sondern was für die Bank oder den Berater am meisten einbringt. Die Bank verkauft ein Produkt oder eine Leistung (An- und Verkauf von Wertpapieren gegen Provision). Je mehr Produkte Ihr kauft und je häufiger Ihr an- und verkauft, desto besser für die Bank. Die Bank versorgt Euch oftmals laufend mit neuen Produktangeboten und Tradingideen, damit ihr aktiv handelt. Ähnlich sieht es bei den Betreibern der Börsen und Discount- oder Neo-Brokern aus: Diese profitieren von möglichst viel Umsatz, da sie dann entsprechend hohe Komissionen einnehmen.
Im Bereich der Medien haben wir zum einem mal die klassischen großen Medienhäuser. Hier tobt ein Kampf um Aufmerksamkeit, nicht nur im Bereich Finanzen, sondern generell. Aus Mücken müssen Elefanten gemacht werden, damit wir klicken. Die Überschriften werden reißerisch gestaltet, siehe die beiden eingangs erwähnten Artikel. In der Berichterstattung gibt es nur zwei Extreme: Der arme Wirecard-Aktionär, der sein ganzes Vermögen verloren hat, oder der nächste Tipp, der Millionäre macht. Sachliche und fundierte Wissensvermittlung findet in den breiten Medien nicht statt. Warum auch? Gibt keine Klicks. Und damit auch keine Werbeeinnahmen. Und letztendlich fehlt den meisten Journalisten dafür einfach auch das notwendige Know-how und die Anlageerfahrung.
Differenzierter wird es bei den neueren Medien und im Bereich Social Media. Hier gibt es unterschiedliche Geschäftsmodelle und Verdienstmöglichkeiten. Zunächst möchte ich Euch einmal zeigen, wie ich Geld mit meinen Angeboten verdiene. Zum einen ist hier YouTube. Vor kurzem habe ich die notwendigen Aufrufzahlen erreicht, um den Kanal monetarisieren zu können. Das bedeutet ich bekomme 55 Prozent der Werbeeinnahmen, die YouTube mit meinem Kanal erzielt. Mein Interesse besteht also daran, dass Ihr möglichst lange und möglichst viel auf dem Kanal verweilt und Euch viele Videos anschaut.
Ein zweiter, und ich denke auch bedeutenderer, Weg, mit seinem Angebot Geld zu verdienen, sind Affiliate-Programme. Bei diesen Links, zu denen zum Beispiel Links zur Depoteröffnung, zu P2P-Programmen, zu Bitcoin-Börsen, zu Büchern bei Amazon oder Links zum Abschluss von Kursen zählen, bekommt der YouTuber oder Blogger entweder einen fixen oder einen vom Umsatz abhängigen Betrag. Der User zahlt keinen Cent mehr als wenn er die Angebote direkt wahrnehmen würde. Wenn Ihr also mich oder einen anderen Creator gut findet und unterstützten wollt, dann geht über seine Links und akzeptiert die Cockies, bevor Ihr eines der Angebote wahrnehmt. Das erhöht natürlich die Gefahr, dass Euch diverse Sachen nur empfohlen werden, weil der Empfehlende eine Provision einstreichen will. Hier hilft es, sich vor einem Kauf oder einem Abschluss zu fragen, ob Ihr dieses Produkt tatsächlich haben wollt und braucht. Einige, vor allem größere Blogger oder YouTuber, haben zudem Partnerschaften mit Börsen, Banken oder Brokern und erhalten hierfür einen fixen Betrag, was aber in der Regel dann gekennzeichnet ist. Und last but not least promoten einige Anbieter über die sozialen Medien auch ihr eigenes Produkt oder Coaching-Angebot.
Natürlich sind das nicht alle Interessen. Viele YouTuber und Blogger gehen dem Ganzen auch aus Spaß nach, haben Spaß daran, ihr Wissen und ihre Erfahrung an andere Anleger weiterzugeben oder sich mit ihnen auszutauschen. Aber wie bei den klassischen Medien auch gibt es einen Kampf um Aufmerksamkeit. Und dieser führt oft dazu, dass sehr News-getrieben Inhalt produziert wird. Und News-getrieben zu investieren ist meiner Meinung nach gerade am Anfang ein wenig sinnvoller Weg, sein Geld anzulegen.
Kommen wir zu einem letzten Punkt, bevor ich auf die Auswirkungen komme. Und der sind wir selbst, besser gesagt unsere Emotionen. Steigen die Kurse in einigen Bereichen, wie aktuell bei Trendaktien aus dem Internet oder dem Wasserstoff-Bereich, sehr schnell, wird die Gier in uns geweckt. Wir wollen auch die dicken Gewinne haben, von denen alle anderen erzählen. Von den Verlusten erzählen nur wenige. Umgedreht herrscht Angst, wenn die Kurse in den Keller rauschen. Viele Anleger geraten dann in Panik und nicht selten werden Depots in der Nähe des Tiefs dann aufgelöst und die Verluste realisiert.
Wir haben also nun gesehen, welche Interessen einzelne Akteure im Markt haben und wie uns unsere Emotionen beeinflussen. Doch was ist für uns nun das Beste? Für uns Privatanleger ist ein schlichtes Buy and Hold (and Check) die sinnvollste Vorgehensweise. Ein guter Freund, der in einer Bank gearbeitet hat, hat mir mal berichtet, dass sie eine Auswertung gemacht haben und dabei herauskam, dass die Depots, die schlichtweg vergessen worden sind, die solidesten Renditen erzielt haben. Bestätigt wird das auch vom Fonds Yoya Corporate Leaders Trust, in dem seit 1935 die gleichen Titel (bereinigt um Fusionen etc.) im Portfolio sind. Auf die lange Sicht schlägt er die Performance der Wettbewerber.
Sehr gut führt Dr. Markus Elsässer das in seinem Video „Wirklich REICH werden an der Börse (als Privatanleger)! | Anlagestrategie“ aus. Ich kann Euch seinen Kanal absolut empfehlen! Und auch ich kann aus eigener Erfahrung nur bestätigen, dass langfristiges und in vielen Fällen unspektakuläres Investieren, die größten Erträge abwirft. Und dieses Vorgehen, das für Dich langfristig das sinnvollste ist, habe ich im DECKEL-Konzept zusammengefasst: Die sechs Anfangsbuchstaben stehen jeweils für ein Vorgehen, das für eine erfolgreiche langfristige Kapitalanlage notwendig ist.
D steht für Diversifikation. Streut Eure Anlagen breit.
E steht für eigenverantwortlich. Ihr, und nur Ihr seid für Eure Anlagen verantwortlich!
C steht für chancenorientiert. Traut Euch in Aktien und Immobilien zu investieren.
K steht für kostenoptimiert. Setzt auf niedrige Transaktions- und Verwaltungskosten!
E steht für emotionslos. Emotionen haben an der Börse nichts verloren, nutzt Sparpläne!
L steht für langfristig. Investiert auf Jahrzehnte, nicht auf den neuesten Trend, die nächsten Quartalszahlen etc.
Dem Ganzen stehen nun unsere Emotionen (Gier nach dem schnellen Profit) und viele Reize der Medien und aus Social Media entgegen. Wir haben zudem den Drang und den Irrglauben, durch ständige Handelsmöglichkeiten eine Kontrolle über unser Vermögen zu haben. Doch das ist alles Illusion und schadet unserem Vermögen eher mehr, als es hilft.
Wie habe ich das für mich gelöst? Das habe ich im Beitrag über meine Anlagestrategien gezeigt. Große Teile investiere ich langfristig nach einem Buy and Hold (and Check)-Ansatz, aber mit kleinen Anteilen agiere ich auch kurzfristig, vor allem in Bereichen, in denen Profis nicht agieren können, und wo ich als informierter Privatanleger Chancen auf eine Outperformance habe. Damit habe ich einen Block, um den ich mich wenig kümmern muss, der mir solide Dividenden und Wertzuwächse generiert, und gleichzeitig aber auch einen kleinen Bereich, wo ich mit Recherche, Einsatz und intensiver Beschäftigung mit der Materie den anderen Verlockungen nachgehen kann.