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    IPO: Börsengang von SYNLAB – lohnt es sich, die Aktie zu zeichnen?

    Noch bis voraussichtlich 27. April können die Aktien des größten europäischen Anbieters von klinischen Labor- und medizinischen Diagnostikdienstleistungen gezeichnet werden. Doch lohnt sich eine Zeichnung und bei welchen Banken und Brokern hat man eine Chance auf Zuteilung?

    Spannende und zukunftsträchtige Geschäftsmodelle sind in Deutschland, anders als in den USA, bei Weitem nicht so häufig, und so freuen sich viele bereits auf den Börsengang von SYNLAB (Emissionsprospekt und weitere Infos). Die Private Equity-Gesellschaft Cinven hatte Synlab vor sechs Jahren vom Finanzinvestor BC Partners gekauft. Davor und danach wurden zahlreiche Labor- und Diagnostikdienstleister übernommen und so ein in Europa führender Konzern geschaffen. 2016 und 2017 beteiligte sich dann die dänische Pharma-Gruppe Novo Holdings, zu der auch Novo Nordisk gehört, zunächst mit etwa zehn, später mit rund 20 Prozent an SYNLAB.

    SYNLAB bietet heute sowohl human- als auch veterinärmedizinische Labordienstleistungen sowie Umweltanalysen an. Die Gesellschaft beziehungsweise die dahinter stehenden Private Equity-Firmen haben den sehr zersplitterten Markt für Labor- und Diagnostikdienstleistungen erkannt und hier gezielt einen Big Player geschaffen. Die Sondereinflüsse durch die Pandemie jetzt einmal außen vor gelassen, entwickelt sich der Markt langfristig positiv, und das Unternehmen profitiert von einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft, mehr medizinischen Möglichkeiten und damit einhergehend auch mehr Tests. Der Umsatz von SYNLAB kletterte im vergangenen Jahr von 1,91 auf 2,62 Milliarden Euro. Für 2021 wird ein Konzernumsatz von mehr als drei Milliarden Euro erwartet. 2020 hat natürlich die Pandemie für gute Geschäfte gesorgt. Aber auch ohne Pandemie war die Gesellschaft auf Wachstumskurs. 2018 hatte der Umsatz noch 1,81 Milliarden Euro betragen. Setzt man den Umsatz in Relation zu den rund 200 Milliarden Euro, die schätzungsweise 2019 im Bereich der diagnostischen Tests weltweit umgesetzt worden sind, sieht man, wie zersplittert dieser Markt noch ist. SYNLAB möchte in den kommenden Jahren mit rund zehn Prozent pro Jahr wachsen, wobei drei Prozentpunkte aus organischem Wachstum und die übrigen sieben Prozentpunkte aus weiteren Zukäufen stammen sollen. Noch kräftiger als beim Umsatz waren die Spuren der Pandemie beim Gewinn. Das bereinigte EBITDA aus fortgeführten Geschäftsbereichen kletterte von 382,9 Millionen Euro (2018) über 397,4 Millionen Euro (2019) auf 679,2 Millionen Euro im Jahr 2020.

    Angesichts der durch die Pandemie hervorgerufene Sondersituation liegt der Gedanke natürlich nahe, dass SYNLAB die aktuell günstige Konstellation aus guter Börsenstimmung und gutem Geschäft für einen erfolgreichen Börsengang nutzen möchte und entsprechend Geld in die Kassen der Gesellschaft und Alt-Gesellschafter kommt. Die Bewertung ist meiner Ansicht nach allerdings im Rahmen. Die französische Eurofins Scientific SE erzielte beispielsweise 2020 bei 5,4 Milliarden Umsatz ein EBITDA von 1,41 Milliarden Euro. Der Börsenwert von Eurofins liegt bei rund 16,9 Milliarden Euro (Enterprise Value 19,4 Milliarden). SYNLAB wird hingegen auf Basis der Bookbuilding-Spanne von 18 bis 23 Euro auf einen Börsenwert von vier bis fünf Milliarden Euro und einen Enterprise Value von 5,9 bis 6,9 Milliarden Euro kommen. Die Bewertung scheint also nicht zu hoch gewählt zu sein.

    Die Chancen auf einen Zeichnungsgewinn stehen also gut – vor allem vor dem Hintergrund des sehr überschaubaren Risikos. Das hat zuletzt die Emission von Vantage Towers gezeigt: Als die Kurse nach einigen Tagen in Richtung Emissionspreis von 24 Euro fielen, blieben sie dort wie festzementiert stehen. Die Emissionsbanken haben offensichtlich mit Stützungskäufen dafür gesorgt, dass der Emissionspreis nicht unterschritten wird. Aus diesem Grund liebe ich – auch wenn ich sonst überzeugter Buy-and-hold-Anleger bin – Neuemissionen: Das Chance-Risiko-Verhältnis ist absolut zu meinen Gunsten. Die große Kunst besteht vielmehr darin, Stücke zu bekommen. Daher ist es wichtig, Depots bei den Emissionsbanken und ihren angeschlossenen Brokern zu haben. Den Börsengang von SYNLAB werden Goldman Sachs und J.P. Morgan als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners begleiten. BofA Securities, Deutsche Bank, Barclays, BNP PARIBAS, HSBC, Jefferies und UniCredit Bank AG wurden als Joint Bookrunners mandatiert. Crédit Agricole CIB und Natixis handeln als Co-Lead Managers. Für uns Privatanleger bedeutet dies, dass eine Zeichnung bei der Deutschen Bank, bei der HVB (gehört zu UniCredit) sowie bei Smartbroker* und Consors* (beide wegen BNP Paribas) möglich sein sollte. Bei Smartbroker* und bei Consors* konnte ich die Aktien (ISIN DE000A2TSL71) in der Zeichnungsmaske bereits finden. Leser haben mir zudem berichtet, dass eine Zeichnung über die Sparkassen möglich ist. [Ergänzung vom 22.04.2021, 09:30 Uhr]: SNYLAB wird auch bei Flatex* zur Zeichnung angeboten.

    Bis zum 27. April 2021 können die neuen Aktien noch im Rahmen einer Book-Building-Spanne von 18 bis 23 Euro gezeichnet werden. Die Mindestzeichnung liegt nach meinen Informationen bei 50 Stück. Voraussichtlich werden die Emissionsbanken die Spanne, ähnlich wie bei den letzten IPOs geschehen, im Laufe der kommenden Tage weiter konkretisieren. Zur Zeichnung angeboten werden 22,2 Millionen neue Aktien, die aus einer Kapitalerhöhung stammen. Diese Mittel von rund 400 Millionen Euro fließen also der Gesellschaft zu und dienen der Schuldentilgung. Weiterhin werden 27,5 Millionen Aktien aus dem Bestand der bestehenden Aktionäre Cinven, Novo Holding und des Ontario Teachers‘ Pension Plan Board angeboten. [Ergänzung vom 26.04.2021, 13:30 Uhr]: Die Nachfrage nach den Aktien ist offensichtlich relativ verhalten, daher dürfte die Zuteilung am unteren Rand der Bookbuilding-Spanne bei rund 18 Euro erfolgen. Zudem haben die Emissionsbanken das Volumen auf insgesamt maximal 42,9 Millionen Aktien reduziert. Aber dennoch sollen dem Unternehmen selbst rund 400 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung zufließen. [Ursprünglich:] Abhängig von der Nachfrage und Marktlage können bis zu 12,4 Millionen weitere Papiere platziert werden und obendrein besteht ein Greenshoe (Mehrzuteilungsoption) von 9,3 Millionen Aktien. Somit beträgt das Gesamtangebotsvolumen zwischen 1,29 und 1,48 Milliarden Euro. Die Gesellschaft hat – ähnlich wie die Auto1 Group und Vantage Towers – Chance, in den MDAX aufgenommen zu werden.

    Als erster Handelstag ist der 30. April vorgesehen. Bei Tradegate gibt es aktuell noch keine vorbörslichen Kurse, bei Lang & Schwarz hingegen schon. Dort wird die Aktie aktuell auf 21,40 zu 22,20 Euro taxiert. [Ergänzung vom 21.04.2021, 10:40 Uhr] Allerdings kamen die vorbörslichen Kurse bei den vergangenen Börsengängen auch erst zwei oder drei Tage nach Zeichnungsbeginn. Daher lohnt es sich, die Seiten ab und zu zu checken. Ich werde die Aktien von SNYLAB zeichnen, allerdings ziele ich erneut nur auf einen Zeichnungsgewinn ab. Das hat bei mir zwei Gründe: Zum einen sehe ich schon die Gefahr, dass die Altaktionäre die aktuelle, durch die Pandemie bedingte, gute Geschäftslage nutzen, um Kasse zu machen, zum anderen bin ich im Bereich Diagnostik mit meiner größten Depotposition Danaher ausreichend vertreten, so dass ich hier langfristig keinen Klumpen entstehen lassen möchte.

    Noch kein Depot beim Smartbroker* oder bei Consors*? Dann nutzt die Gelegenheit jetzt und rüstet Euch für die nächsten Börsengänge! Der Online-Autohändler MeinAuto, der Internet-Modehändler About You und auch AutoDoc stehen in den Startlöchern und könnten bald kommen. Zuletzt gab es zudem noch bei comdirect* und bei Flatex* gute Chancen auf Zuteilungen bei Neuemissionen. Mit KATEK kommt parallel auch noch ein wachstumsstarker Elektronikkonzern an die Börse. Mehr dazu erfahrt Ihr hier.

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    2 Comments

    1. Der Emissionspreis beträgt 18 €. Synlab kommt damit am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne. Mal sehen, wo am Freitag der ersten Kurs sein wird.

    2. Die Zuteilung für Kunden von Consors / Smartbroker beträgt wohl 50 bis 51 % des gezeichneten Volumens. Interessant ist, dass Kunden bei Flatex wohl gar nichts bekommen haben. Das könnte erklären, warum dort seit einigen Tagen die Zeichnung nicht mehr angeboten worden ist.

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