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    Die Wirecard Story – Die Geschichte einer Milliarden-Lüge

    Es war der Börsenskandal des Jahres 2020: Nachdem sich der DAX-Konzern Wirecard jahrelang immer wieder rausreden konnte und der Unternehmenswert auf immer neue Höhen stieg, kam im Sommer 2020 der Knall: 1,9 Milliarden, die auf Treuhandkonten lagern sollten, konnten nicht belegt werden und waren wohl auch nie da. Der Kurs stürzte von über 100 Euro auf unter einen Euro, Insolvenz wurde angemeldet. Die beiden Wiwo-Journalisten Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg haben „die Geschichte einer Milliarden-Lüge“ (*) als Buch aufbereitet. Ob das Buch hält, was der Titel verspricht, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

    Dass der Wirecard-Skandal das Zeug zum Thriller hat, das dürfte so ziemlich jedem börseninteressierten Anleger in den letzten Jahren klar geworden sein. Es liegt also vielmehr nur noch an den beiden Autoren Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg, aus dem Stoff ein packendes Buch zu fabrizieren. Melanie Bergermann arbeitet bereits seit 2012 als Investigativ-Reporterin bei der Wirtschaftswoche und schreibt schon seit 2015 über Wirecard. Volker ter Haseborg ist seit zwei Jahren als Reporter für die Wiwo unterwegs.

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    Um Wirecard zu verstehen haben die Autoren das einzig Richtige gemacht: Sie sind bis zurück an die Wurzeln des Fintech-Konzerns gegangen. Und diese liegen bei der EPM AG Entertainment Print Media, gegründet 1998 von Paul Bauer-Schlichtegroll. Die Gesellschaft bot Erotikfilme und -bildchen im Internet an. Abgerechnet wurde über Dialer zum Preis von bis zu 3,63 DM pro Minute. Zudem wurde eine deutsche Ausgabe des US-Erotikmagazins Hustler vertrieben. Doch vor allem das Online-Geschäft mit der Erotik und die hierfür notwendige Zahlungsabwicklung rückten in den folgenden Jahren immer mehr in den Fokus der Geschäftstätigkeit. Die für die Zahlungsabwicklung gegründete Tochter EBS (Electronic Billing Systems) wird zum Herzstück der Gesellschaft, weshalb die Firma später in EBS electronic billing systems umbeannt wird.

    Zur gleichen Zeit gründet Detlev Hoppenrath in München das Startup Wire Card, um Bezahlungen online sicher abwickeln zu können. Hoppenrath ist es auch, der im Jahr 2000 den 20jährigen Österreicher Jan Marsalek, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal das Matura hat, entdeckt und zu sich in die Firma holt. Dieser soll Wirecard 2.0 programmieren, verschweigt aber Probleme gegenüber dem Vorstand. Hilfe holt Hoppenrath bei KPMG. Diese schickte einen gewissen Markus Braun, der kurze Zeit darauf CTO der Gesellschaft wurde. Doch die Krise verschlimmerte sich noch, und so musste die Wire Card AG am 23. November 2001 Insolvenz anmelden. Im Januar 2002 übernimmt die EBS dann den Kern von Wire Card und damit auch Markus Braun und Jan Marsalek.

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    Bereits 2002 hat EBS Anteile an Infogenie, einem Unternehmen des Neuen Marktes, übernommen. Zum 1. Januar 2005 brachten Bauer-Schlichtegroll und Braun ihr Geschäft in Infogenie ein und nannten dieses in Wire Card AG, später dann Wirecard AG, um. Der Börsengang über die Hintertür war geglückt. Schon in diesen Anfangsjahren gab es viele filmreife Szenen, es wurde mit streitbaren Methoden agiert und bereits im Mai 2008 kamen die ersten kritischen Kommentare zu Wirecard an die Öffentlichkeit. Die beiden Autoren lassen viele der Kritiker zu Wort kommen und so erfährt der Leser, wie die Kritiker an ihre Informationen gekommen sind und was ihnen widerfahren ist. Denn zimperlich gingen die Herren bei Wirecard nie mit ihren Widersachern um.

    Viele interessante Details erfährt der Leser auch über die Internationalisierung der Gesellschaft. Hier erläutern die Autoren schön, wie Wirecards Geschäftsmodell funktioniert und weshalb später viele Drittpartner und Treuhandkonten ins Spiel kamen, an denen die Gesellschaft am Ende dann zerbrach. Hochinteressant sind auch die Ausführungen von Wirtschaftsprüfer Thomas Borgwerth, der zeigt, wie er Wirecard auf die Schliche gekommen ist.

    Auch wenn Ihr bereits viel über Wirecard in den Medien gelesen habt, das Buch bietet so viele Geschichten, Anekdoten und Einblicke mehr und ist auf jeden Fall eine Pflichtlektüre. Zu verstehen, wie es Markus Braun, Jan Marsalek & Co. gelungen ist, einem Großteil der Finanzwelt – Profis und Laien – so lange etwas vorzumachen, hilft, Warnzeichen bei künftigen Investments frühzeitig zu erkennen.

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    Das Buch ist absolut spannend geschrieben und schafft es, die trockene und oft nicht ganz einfache Materie leicht verdaulich zu servieren, was zu jeder Menge Lesespaß führt. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und es mit viel Freude und Spannung gelesen!

    TitelDie Wirecard Story. Geschichte einer Milliarden-Lüge *
    AutorMelanie Bergermann, Volker ter Hasseborg
    VerlagFinanzbuchverlag
    ISBN978-3959724159
    ZielgruppeEinsteiger und Fortgeschrittene, Krimi-Liebhaber
    Erscheinungsjahr1. Auflage 2021 (aber schon erhältlich)
    Seitenzahl272
    PreisKindle: 15,99 € Gebundenes Buch: 19,99 € *
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