Anleger kaufen gerne Pennystocks, da sie der Annahme sind, dass bei diesen optisch günstigen Aktien die Kurse noch extrem stark steigen können. Immer wieder kommt dabei das Argument: Amazon war doch auch mal ein Pennystock. Als Beweis dient dann der Chart. Im folgenden Artikel räume ich mit dieser Falschaussage auf.
„Im Tief lag die Amazon-Aktie nur bei 6,98 Cent“, so oder so ähnlich argumentieren Pennystock-Fans gerne, und als Beweis zeigen sie dann den Amazon-Chart seit dem Börsengang im Mai 1997. Nachfolgend der Chart der Aktie in US-Dollar. Die Darstellung ist logarithmisch, was bei sehr langfristigen Charts immer empfehlenswert ist. Logarithmische Darstellung bedeutet, dass ein gleicher Abstand in Zentimeter (z. B. von 0,2 auf 0,5 und von 2 auf 5 US-Dollar) immer die gleiche prozentuale Steigerung bedeutet.
Die von den Pennystock-Fans vorgebrachte Argumentation unterschlägt einfach einen wesentlichen Fakt: Amazon hat seit dem Börsengang ganze vier Aktiensplits durchgeführt: Am 2. Juni 1998 wurden aus einer Aktie zwei, am 5. Januar 1999 dann aus einer drei, am 2. September 1999 dann noch mal aus einer zwei und am 6. Juni 2022 dann schließlich aus einer gleich 20 Stück. Wer also beim Börsengang eine Aktie, die damals 18 US-Dollar gekostet hat, besaß und bis heute noch besitzt, der hat nun 240 Amazon-Aktien (2 x 3 x 2 x 20 = 240) im Wert von insgesamt gut 43.000 US-Dollar. Die Charts sind daher um Splits bereinigt, da nur so die echte Wertentwicklung zu erkennen ist. Und das dührt dazu, dass für Amzon ein Tiefstkurs von 6,98 Cent gezeigt wird, obwohl die Aktie nie günstiger als 5,97 US-Dollar gehandelt worden ist.
Ich habe daher mal was Ungewöhnliches gemacht: Ich habe einen Amazon-Chart (in US-Dollar, ebenfalls logarithmisch) erstellt, der immer den Kurs zeigt, zu dem eine Amazon-Aktie tatsächlich gehandelt worden ist. Und hier sehen wir ganz deutlich, dass der Kurs nur nach der New Economy-Blase mal für eine Phase überhaupt unterhalb von zehn US-Dollar war. Der niedrigste je in US-Dollar gemessene Kurs wurde am 28. September 2001 mit 5,97 US-Dollar erreicht.
Amazon war also nie ein Pennystock – wer etwas anderes behauptet, weiß es entweder nicht besser oder begeht einen Rückschaufehler.
Und ich bleibe bei meinen schon früher mehrfach ausgesprochenen Warnungen vor Pennystocks. Das, was dort an Gesellschaften vorzufinden ist, ist die Müllhalde des Kapitalmarktes. Lasst Euch nicht von den optisch niedrigen Kursen blenden. Dazu empfehle ich auch die beiden früher von mir zu Pennystocks verfassten Artikel (schaut mal, wo die Kurse heute stehen):
Warnzeichen bei Pennystocks: Nel Asa und Rainforest Ressources
Vorsicht vor Pennystocks!
Zudem empfehle ich noch den nachfolgenden Artikel, der die Kernbotschaft „Beteiligt Euch an herausragenden Unternehmen“ hat:
Jetzt in stark gefallene Aktien investieren?
Aufmacherbild selbst erstellt mit ChatGPT.