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    Sammlerstücke und Sachwerte – sinnvoller Schutz vor Inflation?

    Inflation beziehungsweise die Gefahr vor einer anziehenden Inflation ist aktuell ein heiß diskutiertes Thema. Anleger suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, sich vor Inflation zu schützen. Eine Möglichkeit ist der Kauf von Sammlerstücken, Kunst und Sachwerten. Ich erkläre Euch, was dabei zu beachten ist, und warum bei vielen Anlegern eine Enttäuschung vorprogrammiert ist.

    Seit mehr als 20 Jahren betreibe ich ein Auktionshaus für Historische Wertpapiere, das sind alte Aktienzertifikate, die ähnlich wie Münzen oder Briefmarken gesammelt werden. Aufgrund dieser Nähe auch zu anderen Sammlermärkten habe ich in den vergangen rund sechs Monaten eine Nachfrage nach Sammlerstücken und Sachwerten zwecks Werterhaltung und Vermögenssicherung wie nie zuvor gesehen. Anleger stecken Geld in Sachwerte, um einer möglichen Geldentwertung zu entgehen.

    Der Grundgedanke dabei ist, dass Sachwerte eine Geldentwertung durch steigende nominale Preise ausgleichen und so ihren Wert erhalten oder im Idealfall auch real im Wert steigen. Auch Aktien sind zum Großteil Sachwerte, da sie Anteile an Maschinen, Rohstoffen, Produkten und so weiter verbriefen, doch um die soll es heute nicht gehen. Dennoch möchte ich zunächst einmal eine Gegenüberstellung von Sammlerwerten und Aktien machen.

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    Der eine wesentliche Unterschied besteht in der Generierung von Erträgen. Während Unternehmen – Aktien sind ja nichts anderes als Anteile an diesen Unternehmen – Cashflows und Gewinne generieren – und vielleicht auch als Dividenden an die Aktionäre ausschütten, ist das bei Sammlerwerten nicht der Fall. Hier liegt der Fokus auf den nominalen Wertzuwachs und im Idealfall auch einen realen Werterhalt oder -zuwachs. Es gibt noch einen zweiten wesentlichen Unterschied: Gewinne, die mit Sammlerwerten erzielt werden, sind nach einer Haltedauer von mehr als einem Jahr für Privatanleger in Deutschland steuerfrei. Wenn Aktien breit gestreut und langfristig also rund acht Prozent pro Jahr vor Steuern einbringen, so reicht bei einem Sachwert bereits ein Ertrag von knapp sechs Prozent pro Jahr um nach Steuern zum gleichen Ergebnis zu kommen.

    Nun gibt es ein breites Spektrum an Sachwerten: Kunst, Münzen, Briefmarken, Telefonkarten, Historische Wertpapiere, Nobel-Uhren, Oldtimer, Whiskey oder Pokemon-Karten. Daher möchte ich aus meiner Erfahrung heraus einfach mal auf ein paar Punkte eingehen, die auf alle zutreffen.

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    Ein erster Fehler, den ich immer wieder erlebe: Masse statt Klasse. Anleger, die in einem Sammlermarkt investieren wollen, agieren wie an der Börse: Sie wollen möglichst billig kaufen. Daher werden oft günstige Sachen gekauft und es wird der Preis runterverhandelt, wenn Stücke auf Auktionen zum Beispiel nicht verkauft wurden. Doch das ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Warum? Schauen wir uns mal den kleinen Markt für Historische Wertpapiere an. Dort sind Papiere richtig selten, wenn es 1 – 5 Stücke davon gibt. Gibt es beispielsweise zwei Stücke von einer Sorte, aber vier Sammler, so ist immer noch Nachfrage da, wenn einer der Sammler das Stück verkaufen möchte. Es wird immer um gute Stücke gekämpft. Und genau diese Nachfrage sorgt für steigende Preise.

    Daher: Sammler sind nach meiner Erfahrung die besseren Anleger. Schauen wir eine typische Sammlung an. Im Bereich der Historischen Wertpapiere sind dann rund die Hälfte der Papiere einer solch gereiften Sammlung weniger als fünf mal vorhanden, meist sogar nur ein einziges Mal. Das sind die Spitzenstücke und die machen fast komplett den Wert der Sammlung aus. Ein Viertel ist nicht extrem häufig, aber man bekommt es in ein bis zwei Jahren mal angeboten und ein Viertel bekommt man in nahezu jedem Online-Shop. Während derjenige, der als Kapitalanleger unterwegs ist, meist im ersten Viertel zuschlägt, kämpft der Sammler aus Leidenschaft um die Raritäten und die sind es, die nachher im Wert steigen.

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    Hier kommen wir zum zweiten Punkt: Es ist Interesse und Leidenschaft für das Thema notwendig. Wer sich tief mit der Materie beschäftigt, wird zum Experten auf seinem Gebiet. Dieser hat auch oft mehr Know-how als die meisten Auktionatoren oder Händler, da diese die ganze Breite eines Marktes abdecken müssen und oft nur an der Oberfläche kratzen können. Im Gegenzug gibt es neben der rein monetären Rendite die sogenannte „emotionale Rendite“: Leidenschaft, Freude an der Sache.

    Zyklen und Modetrends sind ebenfalls zu beachten. Ein ganz wesentlicher Aspekt für die Preisentwicklung in einem Sammelgebiet ist, wie viele (finanzkräftige) Menschen sich in Zukunft mit einem Sammelgebiet beschäftigen. Oft schwankt diese Zahl mit dem Auftreten in der Öffentlichkeit. Beispiel Telefonkarten: In den 1990er-Jahren war dieses Sammelgebiet extrem populär, da nahezu jeder eine Telefonkarte im Geldbeutel stecken hatte, mit der er dann in der Telefonzelle telefonieren konnte. Selbst Sammler und Anleger, die komplette Sammlungen in perfekter Erhaltung haben, bleiben heute auf diesen sitzen. Das zeigt eben auch: Es muss immer auch einen Käufer für Sammelgegenstände geben.

    Quelle: www.sammler.com

    Ein Gegenbeispiel sind Pokemon-Karten aus der Zeit um die Jahrtausendwende. Obwohl die Karten gerade mal 20 Jahre alt sind, gibt es Exemplare, die mehrere Hunderttausend Euro wert sind. Wie kam es dazu? Pokemon ist heute mit einem Gesamtumsatz von rund 100 Milliarden US-Dollar das wertvollste Medien-Franchise der Welt! Die Wertsteigerung bei den Sammlerkarten verlief also parallel zur Entwicklung der Marke! Wer Trends hier frühzeitig erkennt, kann sicher gute Investments tätigen. Aber auch hier werden es eher die sein, die mit Leidenschaft statt mit dem Geldbeutel agieren, denn kaum ein Kapitalanleger hat 1999 oder 2000 Pokemon-Karten als Kapitalanlage gekauft.

    Quelle: Thomas Brandon Kovacs www.sparkojote.ch

    Nicht zu vergessen sind bei allen Sammlerwerten die Transaktionskosten. Ob Händlermarge oder Auktionsprovision: 30 Prozent und mehr sind der Normalfall. Daher eignen sich Investments nur auf sehr lange Zeiträume. Eigentlich kann man sogar sagen, Sammlerwerte sind ein Instrument – richtig angewandt – Vermögenswerte über Generationen zu retten.

    Ein Wort noch zu Goldmünzen – das Thema allein gibt Stoff für mehrere Artikel: Viele Anleger fallen hier auf die Lockangebote in diversen Zeitschriften und online rein. Wenn Ihr physisches Gold kaufen wollt, dann geht zu den großen Goldhändlern wie Pro Aurum oder Degussa und kauft die standardisierten Prägungen wie die 100 Euro Goldmünze oder den Krügerrand, oder kauft die Münzen über die Münze Deutschland. Finger weg von Medaillen á la „Die Kanzler der Bundesrepublik in Gold“, „Die US-Präsidenten in Gold“ – hier zahlt Ihr das Gold sehr teuer und wenn ihr es verkaufen wollt, wird es bestenfalls eingeschmolzen.

    Mit diesem Beitrag möchte ich vor allem die Botschaft vermitteln: Kauft nicht einfach „irgendetwas“, Hauptsache Ihr könnt vor der Inflation flüchten. Denn ob die kommt und wie stark, das steht auch noch in den Sternen. Ohne Interesse und Leidenschaft dafür ist die Gefahr groß, dass Sammlerwerte zu einem Fehlinvestment werden. Mit eine guten Asset Allocation fahrt Ihr in jedem kommenden Szenario solide.

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    Haftungsausschluss: Der Autor erstellt die Beiträge nach bestem Wissen und Gewissen, eine Richtigkeit der angegebenen Daten kann jedoch nicht garantiert werden. Es findet keinerlei Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung durch Finanzgeschichten.com, die HWPH AG oder Matthias Schmitt statt. Bei den Beiträgen handelt es sich um persönliche Erfahrungsberichte, Meinungen und Recherchen, die ausschließlich Informationszwecken dienen. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines Wertpapieres dar. Der Kauf von Aktien ist mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet. Deine Investitionsentscheidungen darfst Du nur nach eigenen Recherchen und nicht basierend auf den Informationsangeboten von Finanzgeschichten.com treffen. Wir übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die aus der Verwendung der Informationen entstehen.
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