Ein Mitglied unserer Facebook-Gruppe Aktien, Börsen und Finanzen hat sinngemäß gefragt: Fast zwei Drittel der vom WEF befragten Chefvolkswirte halten eine globale Rezession im Jahr 2023 für wahrscheinlich, 18 Prozent sogar für extrem wahrscheinlich. Was haltet Ihr davon und sollte man so etwas für seine weiteren Investitionen berücksichtigen?
Die Volkswirtschaft als wissenschaftliche Disziplin ist meiner Ansicht nach für Prognosen bezüglich der Finanzmärkte gänzlich ungeeignet. Das hat meiner Ansicht nach mehrere Gründe. Zum einen: was sind die ganzen volkswirtschaftlichen Kenngrößen wie etwa das Wirtschaftswachstum (BIP)? Es ist die Aggregation von Milliarden von Einzelentscheidungen. Ob Du Dir eine teure Fernreise gönnst oder lieber nur an die Ostsee fährst und statt dessen den Rest sparst – oder ob Du heute zu Hause kochst oder lieber mit Deinem Partner schick essen gehst. All das hat Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung. Bis Volkswirte die ermittelten Daten zur Verfügung haben, vergehen oft Monate. Daher auch die vielen unterschiedlichen Prognosen: Ja, wer hat denn nun Recht? Schauen wir doch mal ein halbes Jahr zurück, was dort über die wirtschaftliche Entwicklung beziehungsweise Erwartung einer Rezession gesagt wurde. Nahezu alle haben eine Rezession erwartet? Und, wo ist sie nun?
Bestenfalls dienen volkswirtschaftliche Größen zur Bestimmung, wo wir aktuell stehen. Aber nicht wirklich zur Prognose.
Umgedreht wird eher ein Schuh daraus: Die Börse ist als Indikator für die volkswirtschaftliche Entwicklung wesentlich besser geeignet als die Prognosen der Volkwirte. Während die volkswirtschaftlichen Prognosen und Zahlen meist nachlaufend sind, nehmen die Kurse die Entwicklung vorweg. Die Volkswirtschaft kann im Nachgang erklären, warum es welche Entwicklungen gab, mehr aber auch nicht.
Zum Zusammenhang von Konjunktur und Börse habe ich bereits vor einigen Monaten einen Artikel verfasst. Ebenfalls zum Themen Timing an den Aktienmärkten.
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