Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Stimmung in der deutschen Wirtschaft so stark eingetrübt wie noch nie zuvor. Abzulesen ist das am Geschäftsklimaindex des Münchener ifo-Instituts. Dieser fiel im April auf 74,3 Punkte, nachdem er im März noch bei 85,9 Punkten gelegen hat. Doch was verbirgt sich hinter diesem Indikator, dass die Börsianer Monat für Monat so gespannt auf seine Veröffentlichung warten. Schlechte Nachrichten also für den DAX?
Bereits seit 1972 veröffentlicht das Ifo-Institut Monat für Monat Konjunkturprognosen. Um zu seiner Einschätzung zu gelangen, versendet das Münchener Institut jeweils in der ersten Woche eines Monats einen Fragebogen mit rund 20 Fragen an zahlreiche Unternehmen. Es stellt Fragen zur aktuellen Geschäftslage, den Erwartungen für die kommenden sechs Monate, die Nachfragesituation sowie zur Zahl der Beschäftigten. Rund 9.000 Meldungen aus den Unternehmen werden ausgewertet. Das ifo-Institut veröffentlicht drei Indizes, zum einen zur aktuellen Lage (aktuell 79,5 Punkte), zum Klima (74,3 Punkte) sowie zur Erwartung (69,4 Punkte). Die Berechnung ist relativ simpel: Das aktuelle Geschäftsklima wird in Bezug zum durchschnittlichen Geschäftsklima des letzten auf 0 oder 5 endenden Jahres (derzeit 2015) gesetzt, wobei diesem ein Index-Referenzwert von 100 zugeordnet wird.
„Die Coronakrise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht“, erläutert Ifo-Präsident Clemens Fuest. Ist das für uns Anleger nun ein Grund, nach der Erholung der Aktienmärkte wieder in Panik zu verfallen, aus Angst davor, dass die Krise noch stärker ausfällt als erwartet? Ich denke nein, denn sowohl der DAX als auch der Ifo-Geschäftsklimaindex sind Frühindikatoren für die Konjunktur. Wenn man mal auf den Chart oben blickt und die Finanzkrise 2008/09 anschaut, war der DAX bereits wieder auf dem Weg nach oben, als der Ifo-Index noch den Boden ausgebildet hat. Und auch diesmal hat sich der DAX von seinem Tief bei rund 8.400 Punkten (im Chart nicht so gut zu sehen, da jeweils Monatsendkurse verwendet werden) erholt, während der Ifo-Index nochmal kräftig gesunken ist. Wahrscheinlich ist der DAX ein noch weiter vorauslaufender Konjunkturindikator als der Ifo-Index, aber der Ifo-Index hilft den Anlegern immer wieder einzuschätzen, ob die Richtung, in der sie den DAX getrieben haben, auch mit der in der realen Wirtschaft übereinstimmt.
Von allen Konjunkturkennzahlen, ist der Ifo-Index einer, der am nächsten an der realen Entwicklung der Wirtschaft dran ist, da die Umfrage unter den Managern nur 2 – 3 Wochen alt ist, bis die Daten veröffentlicht werden. Er spiegelt also das aktuelle Bild der Wirtschaft recht gut wider. Andere Indikatoren wie etwa die Auftragseingänge der Industrie oder das Wirtschaftswachstum werden mit viel mehr Zeitverzögerung veröffentlicht. Da an der Börse aber nicht die Gegenwart, und schon mal gar nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft gehandelt wird, taugen volkswirtschaftliche Zahlen leider nicht als Instrumente zur Kursprognose.