Es ist eine Glaubensfrage: Die einen schwören auf einen ordentlichen Anteil Edelmetall im Depot, die anderen verweisen gebetsmühlenartig darauf, dass Edelmetalle keine Erträge abwerfen und man daher nicht in sie investieren sollte. Ich zeige Euch heute, wie ich für mich das Problem teilweise auf eine interessante Art und Weise gelöst habe und gleichzeitig noch dafür sorge, dass ich einen jederzeit werthaltigen Notgroschen habe.
Es sind zwei Themen, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen: Das eine ist der Notgroschen. Ihn sollte jeder haben. Spätestens die Corona-Krise hat vielen, die keinen hatten, klar vor Augen geführt, wie wichtig ein Notgroschen ist. Viele haben entweder zu Gunsten von Konsum oder von Rendite darauf verzichtet. Denn auf dem Bankkonto bringt das gebunkerte Geld für den Fall der Fälle nichts ein. Das andere Thema sind Edelmetalle. Hier gibt es zwei Lager: Die einen sagen, nur Edelmetalle, vor allem Gold, sind ein krisensicheres Investment und man sollte 5, 10 oder gar 15 Prozent seines Depots darein investieren. Die anderen führen an, dass Edelmetalle keine laufenden Erträge abwerfen und die langfristige Performance schlechter als bei Immobilien oder Aktien ist.
Wie habe ich das Problem nun für mich gelöst? Bereits 2006 habe ich das erste Mal Silbermünzen der Bundesrepublik Deutschland gekauft. Damals brachte die Verkaufsstelle für Sammlermünzen noch mehrmals im Jahr 10 Euro Münzen aus Silber heraus. Diese Münzen sind jederzeit gültiges Zahlungsmittel im Nennwert von zehn Euro. Eine Münze wiegt 18 Gramm und besteht aus 925er Silber, auch Sterlingsilber genannt. Damit ist der Feinsilbergehalt genau 16,65 Gramm, was etwsa mehr als einer halben Feinunze Silber entspricht. Aktuell kostet eine Unze Silber 15,50 Euro. Bedenkt man, dass auf physisches Silber normalerweise noch 19 % Umsatzsteuer fällig werden, so macht das einen Preis von 18,45 Euro pro Unze oder 9,23 Euro je 10 Euro Silbermünze.
Die Münze ist nun also von zwei Seiten mit Wert gedeckt: Zum einen durch den Silbergehalt, zum anderen durch den Nominalwert von 10 Euro. Als Silber 2011 zeitweise auf fast 50 US-Dollar je Unze durch die Decke schoss, wurden diese Münzen mit Preisen von bis zu 20 Euro gehandelt. Die Münze profitiert also fast eins zu eins am Silberpreisanstieg. Damit eignen sich solche Münzen also hervorragend, um einen kleinen Edelmetallanteil im Depot abzubilden. Die Gewinne sind im Übrigen nach Ablauf der Spekulationsfrist von einem Jahr in Deutschland steuerfrei. Gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit, zum Beispiel ein Drittel des Notgroschens, der ja je nach Empfehlung 3 – 6 Monatsausgaben umfassen soll, darüber abzudecken.
Wo bekommt man diese Münzen her?
Es gibt mehrere Wege, an diese Münzen zu kommen. Einer sind die Filialen der Bundesbank. Fragt dort einfach am Schalter mal nach, ob gerade 10 Euro Silbermünzen vorrätig sind. Ich habe dort schon mehrmals für einige hundert Euro, einmal sogar für mehr als 1.000 Euro, Münzen bekommen. Einfach Papierzehner gegen Silberzehner tauschen. Eine zweite Quelle sind Münzhändler. Je nach Situation kostet die Münze dort dann zwischen 10,30 und 11,50 Euro. Aber für viele Münzhändler sind die Silberzehner lästiges Beiwerk, das sie bei der Verwertung von ganzen Sammlungen mit übernehmen müssen. Hinterlasst dem Händler einfach Eure Kontaktdaten und den Preis, den ihr zu zahlen bereit seid, und er ist froh, dass er die Münzen nicht zur Bundesbank bringen muss, um an sein Geld zu kommen. Die dritte Möglichkeit ist ebay. Dort werden diese Münzen ebenfalls gehandelt. Hier sind zuletzt Preise zwischen 10,98 und 11,28 Euro je Münze gezahlt worden. Wenn Ihr nun die ebay-Kosten abzieht, könnt Ihr Euch vorstellen, zu welchen Preisen Ihr die Münzen im Laden bekommt, vor allem wenn der Händler weiß, dass er einen sicheren Abnehmer hat.
Was muss man beachten?
Das wichtigste ist das Ausgabedatum: Es sollte zwischen 2002 und 2010 liegen, denn dann handelt es sich um die Münzen mit 925er-Sterlingsilber. Die ab 2011 ausgegebenen 10 Euro Silbermünzen haben nur noch 625er-Silber und sind nur 16 Gramm schwer. Das macht am Ende dann 10 Gramm Feinsilber. Damit braucht man dann etwas mehr als 3 Münzen für eine Unze Feinsilber. Diese Münzverschlechterung, so nannte man es in der Geschichte, wenn Könige und Kaiser immer billigeres Metall untergemischt haben und der Goldgehalt der Münzen sank, war die Konsequenz des 2011 stark angestiegenen Silberpreises. Seit 2016 gibt es keine neuen 10 Euro Silbermünzen mehr, dafür aber 20 Euro Silbermünzen. Diese verfügen wieder wie die alten Silberzehner über 18 Gramm 925er Silber, also über eine halbe Unze Feinsilber. Bis es hier allerdings zum Überschreiten des Nennwertes kommt, braucht es natürlich etwas länger.
Wie bewahrt man die Münzen auf?
Bei der Aufbewahrung gilt es eigentlich wenig zu beachten. Wer möchte, kann die Münzen in Kapseln aufbewahren, aber das sind nur unnötige Kosten. Es tut dem Wert auch keinen großen Abbruch, wenn die Münzen anlaufen, was bei Silber im Laufe der Zeit normal und vielen vom Silberschmuck bekannt ist. Je größer die Werte, desto sinnvoller ist es, die Münzen in einem Tresor oder Schließfach zu lagern.
Wo kann man die Münzen wieder verkaufen?
Wenn Ihr schnell ans Geld müsst, könnt Ihr die Münzen in Deutschland als gesetzliches Zahlungsmittel verwenden. Zudem könnt Ihr die Münzen, falls der Silberwert deutlich steigt, natürlich über den Münzhandel verkaufen. Bei steigenden Silberpreisen kaufen die Händler große Mengen zusammen und lassen diese zu Silberbarren einschmelzen.
Wie Ihr also seht, sind gerade die alten 10 Euro Silbermünzen eine interessante Strategie, einen kleinen Edelmetallanteil im Depot zu haben und gleichzeitig einen Teil des Notgroschens abzudecken. Sicherheit und Liquidität muss hier also keine Performance kosten. Und dass Silber durchaus Potential hat, seht Ihr am Gold-Silber-Ratio: Zu Beginn der Corona-Krise ist es auf ein Rekordniveau von fast 125 Unzen Silber für eine Unze Gold gestiegen. Aktuell ist es wieder bei rund 100. Aber es gab viele Fälle in der Vergangenheit, bei denen es bei 50 und im Extrem sogar bei unter 25 lag. Gute Chancen also für Silber. Diese unterschiedlichen Verhältnisse hängen unter anderem damit zusammen, dass Gold noch stärker die Funktion des Krisenmetalls hat, während der Preis von Silber auch von der Industrienachfrage abhängt. Deshalb ist ein Investment in Silber auch eine kleine Spekulation auf eine Konjunkturerholung.