Mit den Neuemissionen geht es derzeit Schlag auf Schlag. Nachdem am Mittwoch, 17.03., die Zeichnungsfrist für Vantage Towers endet, ist bereits die Zeichnung von Friedrich Vorwerk möglich. Und diese Emission dürfte viele reizen, da die Firma im Bereich Energie-Infrastruktur (Gas-, Strom- und Wasserstoffanwendungen) tätig ist. Ich verrate Euch, ob eine Zeichnung lohnt, und wie die Chancen auf eine Zuteilung stehen.
Insgesamt bietet Friedrich Vorwerk bis zu 9,2 Millionen Aktien bis voraussichtlich 23.03.2021 in einer Spanne vom 41 bis 56 Euro [Update 22.03.2021: eingeengt auf 45 bis 48 Euro] an. Innerhalb dieser Preisspanne können zeichnungswillige Investoren Gebote abgeben. Allerdings fließt das meiste Geld nicht in die Firma, sondern in die Kassen der Altaktionäre. Nur der Erlös aus dem Verkauf von 2 Millionen Aktien fließt der Gesellschaft zu, der Rest geht an die Altaktionäre. Das sind unter anderem der Vorstandschef Torben Kleinfeld sowie die MBB SE.
Im Jahr 2020 hat die Gesellschaft 291 Millionen Euro umgesetzt und dabei eine EBIT-Marge von 16 Prozent erzielt. Je Aktie wurde 2020 ein Gewinn von 1,70 € erzielt. Zudem ist die Gesellschaft klar auf Wachstumskurs: Zwischen 2014 und 2020 kletterte der Umsatz im Schnitt um 22 Prozent pro Jahr. Weiteren Schub verspricht sich das Unternehmen von signifikanten Investitionen ins deutsche Stromnetz und in die europäische Wasserstoffwirtschaft. In drei bis fünf Jahren soll der Umsatz auf 500 Millionen Euro und in sieben bis zehn Jahren dann auf mehr als eine Milliarde Euro klettern. Bisher stehen 18 Millionen Aktien aus. Da zwei Millionen Aktien ausgegeben werden, beträgt die Gesamtzahl nach dem Börsengang (IPO) 20 Millionen Aktien. Auf Basis der Bookbuilding-Spanne von 41 bis 56 Euro ergibt sich ein Börsenwert von 820 Millionen Euro bis 1,12 Milliarden Euro. Nähere Infos gibt es auf der Webseite von Friedrich Vorwerk im Bereich Investor Relations.
Mit einem 2020er-KGV von 24 bis 33 ist die Gesellschaft angesichts der Wachstumsperspektiven, glaube ich, nicht zu teuer bewertet und bietet Chancen auf Kursgewinne. Doch wo kann man als Privatanleger die Aktie zeichnen? Das ist genau der Haken! Die Emission wird von Berenberg und Jefferies als Joint Global Coordinators und Hauck & Aufhäuser als Joint Bookrunner durchgeführt. Damit dürften „normale“ Privatanleger keine Möglichkeit einer Zeichnung haben. Zumindest habe ich bei den Banken, bei denen ich Depots habe, keine Möglichkeit zur Zeichnung gefunden. [Update vom 18.03.: Flatex * bietet die Zeichnung der Aktien an. Die Zeichnungsfrist geht bis zum 23.03.2021, 1. Handelstag ist der 25.03.2021]
Aber es gibt vielleicht einen anderen Weg, von einem erfolgreichen Börsengang zu profitieren: MBB, der Großaktionär von Friedrich Vorwerk, ist börsennotiert (ISIN DE000A0ETBQ4). MBB hält vor dem IPO 12 Millionen Aktien (wovon ein Teil im IPO angeboten wird). Auf Basis der Bookbuilding-Spanne sind diese 12 Millionen Aktien dann 492 bis 672 Millionen Euro wert. MBB selbst ist an der Börse 842 Millionen Euro wert. Der Netto-Finanzmittelbestand beträgt zudem 193 Millionen (von denen 28 Millionen bei Friedrich Vorwerk liegen). Kommt die Aktie also zu einem Kurs am oberen Ende der Spanne, ist der Wert von MBB mehr oder minder durch die Beteiligung an Friedrich Vorwerk sowie durch Cash abgedeckt. Das übrige Geschäft gibt es oben drauf.
MBB hat 2020 rund 686 Millionen Euro umgesetzt, wovon 291 auf Friedrich Vorwerk und 395 Millionen Euro auf die anderen Gesellschaften entfallen sind. Allerdings entfiel nahezu der gesamte Vorsteuergewinn auf Friedrich Vorwerk. Ich denke, dass MBB bei einem erfolgreichen Börsengang in den Tagen vorher noch profitieren dürfte, ob dieser Trend nach einem erfolgreichen Börsengang allerdings bestehen bleibt, hängt vor allem vom Kursverlauf von Friedrich Vorwerk ab. Ich werde nicht investieren und von der Seitenlinie aus das Spektakel beobachten. [Update vom 22.03.: Inzwischen gibt es bei Tradegate auch erste Pre-IPO-Kurse: 52 zu 55 €.]
Jetzt ist die Zuteilung da – und es ist in der Tat keine Ruhmesleistung der Emissionsbanken: Es gab für Privatanleger wohl ca. 9-10 % des gezeichneten Volumens. Da dürften viele Anleger mit 1,2, 3 oder 5 Aktien da stehen. Keine Ahnung, was man sich als Emissionshaus davon erhofft.