When Lambo?

Der ehemalige Goldman Sachs Banker und Finanzprofessor Dr. Holger Graf hat sich unter die Buchautoren begeben. In dem im Selbstverlag erschienenen Buch klärt er über die Funktionsweise unseres Finanzsystems und über die Facetten der Wertpapierwelt auf. Ob und für wen sich das Buch lohnt, das erfahrt Ihr in der nachfolgenden Buchbesprechung.

Finanzthemen haftet oft das Image an, dass sie trocken und spröde sind. Dass sich aber eine humorvolle Darbietung und fachliche Expertise nicht ausschließen müssen, das wissen die Follower von Prof. Goldgraf auf Instagram und die Hörer des Marktgeflüster Podcasts längst. Diesen Stil finden wir auch im Buch „When Lambo?“ (*) wieder, wenn dort beispielsweise von „Stonks“ die Rede ist oder Zusammenhänge mal etwas flapsiger und nicht wissenschaftlich-trocken präsentiert werden. Das mag sicher nicht jedem gefallen, macht die Materie aber für viele Studenten der Wirtschaftswissenschaften und potenziell am Finanzmarkt interessierte Youngsters, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen würden, viel zugänglicher.

Im ersten großen Teil des Buches geht Prof. Goldgraf auf die Basics des gesamten Finanzsystems ein. Angefangen von Sinn, Zweck und der Entstehung von Geld über die Funktionsweise der Zentralbank, Inflation und Deflation bis hin zu Arten von Wertpapieren sowie den wichtigsten Marktakteuren schafft er die Basis, um die Zusammenhänge, Theorien und Ansätze, die im weiteren Verlauf des Buches aufgezeigt werden, solide zu verstehen.

Wie es sich für einen Professor gehört, geht Holger Graf im zweiten Abschnitt auf den Finanzmarkt und die Wissenschaft ein. Besonders wertvoll fand ich seine Ausführungen zur Effizienzmarkthypothese. Hier zeigt er sehr schön auf, dass an den Finanzmärkten nicht einfach alles schwarz und weiß ist, sondern es eben auch verschiedene Abstufungen gibt.

Den größten Teil des Buches nehmen Themen rund um „Finanzmarkt und Praxis“ ein. Hier plaudert Holger Graf sehr viel aus der Praxis und erklärt die Sachverhalte anhand konkreter Beispiele. Nachdenklich sollten einige Privatanleger bei seinen Ausführungen zur Charttechnik werden: „Zunächst einmal handelt es sich bei dieser Methode um einen Ansatz, der heute fast ausschließlich von Privatanlegern genutzt wird. Bei institutionellen Investoren oder auch im Bankenresearch kommt Charttechnik im Prinzip nicht vor. Eine zu beobachtende Ausnahme ist oft, wenn es um Marketing-Kommunikation an eben jene Privatanleger geht – ganz einfach [, (sic!)] weil man weiß, dass diese solche Dinge gerne lesen.“

Auf den 293 Seiten reißt Holger Graf viele Themen auch nur an, da eine tiefe Behandlung den Rahmen des Buches sprengen würde. Lesern gibt das jedoch die Möglichkeit, das große Bild sowie Gesamtzusammenhänge besser zu verstehen. Der ein oder andere mag sich am Schreibstil von Prof. Graf stören, aber ich glaube, genau dieser Wortwitz ist notwendig, um junge Menschen erfolgreich für Finanzen zu begeistern.

Ich fand das Buch sehr kurzweilig. In meinen Augen ist es eine sehr gute Lektüre für junge Anleger, um einen ersten Überblick über die vielen Facetten des Investierens und der Börse zu bekommen. Ein Werk, das bei vielen Lust auf mehr wecken dürfte – und genau das sollte der Zweck eines solchen Buches sein!